Rheinland-Pfalz Tag der Organspende: Neuwieder transportiert Spenderorgane

Stand: 07.06.2025 09:03 Uhr

Viele Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Damit das rechtzeitig beim Empfänger ankommt, transportieren ehrenamtliche Kuriere sie durch ganz Deutschland. Uwe Oster aus Neuwied ist einer von ihnen.

Von Ursula Barzen

Uwe Oster erinnert sich noch gut an seinen ersten Einsatz: Mitten in der Nacht klingelte sein Handy, er sollte eine frisch herausoperierte Niere zur Uniklinik Jena bringen. Vor dem Operationssaal nahm er die Styroporkiste mit der Niere entgegen. Dann fuhr er mit einem Kollegen im VW-Bus und mit Blaulicht ins 360 Kilometer entfernte Jena.

"Das war schon ein komisches Gefühl, zu wissen, da ist jetzt die Niere eines Menschen in der Kiste - und dann die lange Fahrt. Das hat mich noch lange mental beschäftigt", erzählt Oster.

Ehrenamtlicher Organtransport seit sieben Jahren

Der 62-Jährige arbeitet hauptberuflich bei einer Krankenkasse. Als Rettungssanitäter und gelernter Intensiv-Krankenpfleger kannte er solche nervenaufreibenden Einsätze aber schon vorher.

Ja, ich verbringe auch gerne mal die Nacht am Steuer, weil ich weiß, was ich da Positives tun kann. Uwe Oster über sein Ehrenamt beim Malteser Hilfsdienst Neuwied

Als Uwe Oster vor sieben Jahren vom Malteser Hilfsdienst in Neuwied gefragt wurde, ob er ehrenamtlich Organtransporte durch ganz Deutschland fahren wolle, hat er spontan zugesagt. Ein erfahrener Kollege brachte ihm die nötigen Abläufe bei. "Ich habe schnell festgestellt, dass das eine unheimlich sinnstiftende Arbeit ist. Ja, ich verbringe auch gerne mal die Nacht am Steuer, weil ich weiß, was ich da Positives tun kann", sagt Oster.

Nur wenige Stunden zwischen Entnahme und Transplantation

Mittlerweile ist der Neuwieder auch Koordinator für den Malteser Hilfsdienst und arbeitet mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) eng zusammen. Diese koordiniert die Organspenden deutschlandweit. Wenn im Umkreis von 80 Kilometern rund um Koblenz ein Organ in einem Krankenhaus entnommen wird, kontaktiert die DSO den Malteser Hilfsdienst.

Es ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit. Uwe Oster über die Herausforderung beim Organtransport

Uwe Oster klärt dann ab, wann er an der Klinik sein muss, um das Organ entgegenzunehmen und weiterzutransportieren - sei es zur Transplantationsklinik oder zum Flughafen. Manchmal muss er auch Operationsteams am Flughafen abholen oder auch ins benachbarte Ausland fahren.

Organtransport bedeutet oft Stress für die Fahrer

Haben Ärzte das Spenderorgan entnommen, muss es zügig gehen. Denn die Zeit zwischen der Entnahme und der Transplantation muss möglichst kurz sein. "Es ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit", erklärt Oster. Herz und Lunge seien besonders kritisch, sie seien nur wenige Stunden außerhalb des Körpers haltbar. Aber auch alle anderen Organe müssen innerhalb einer bestimmten Zeit wieder reimplantiert sein.

Nach so einem Einsatz bin ich auch echt platt. Uwe Oster über Organtransporte bei schwierigen Bedingungen

Beim Organtransport spielen aber auch immer die Widrigkeiten des Alltags mit hinein: starker Berufsverkehr in Köln oder Glatteis und dichter Nebel in der Eifel. "Da nutzt auch Blaulicht nichts", sagt Oster. Zusätzlicher Stress für ihn: "Nach so einem Einsatz bin ich auch echt platt."

Missen möchte er seine ehrenamtliche Arbeit aber trotzdem nicht. "Es ist zwar körperlich und mental belastend, denn man muss sich ja auch mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Da ist ja ein Mensch verstorben, der ein Organ spendet. Auf der anderen Seite gibt es aber eben einen schwer kranken Mensch, der ohne dieses Organ wahrscheinlich sterben würde. Man bringt ihm neue Lebenshoffnung", sagt Oster.

Sportler mit Spenderherz

Bis zu 20 Organtransporte im Jahr für Malteser in Neuwied

Im Durchschnitt fahren die Malteser in Neuwied nach eigenen Angaben bis zu 20 Organtransporte im Jahr. Manche Wochen sind besonders intensiv - dann fährt Uwe Oster drei Einsätze in einer Woche. Aber es gibt auch ruhigere Phasen, in denen wochenlang kein Einsatz ansteht. Bisher sei immer alles gut verlaufen, ohne größere Zwischenfälle, sagt Oster.

Solange er gesundheitlich fit ist, möchte der 62-Jährige weitermachen. Auch wenn das für ihn bedeutet, 24 Stunden und 365 Tage im Jahr in Bereitschaft zu sein.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DOS)
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) begleitet den gesamten Ablauf einer postmortalen Organspende. Sie arbeitet hierfür eng mit den Krankenhäusern zusammen, die die Organentnahme von Spenderinnen und Spendern vornehmen. Sie ist auch Ansprechpartner für die Transplantationszentren, die Empfängerinnen und Empfänger versorgen. Die DSO organisiert alle nötigen Schritte, unter anderem veranlasst sie die medizinischen Untersuchungen einer potenziellen Organspenderin oder eines potenziellen Spenders, die Organisation der Entnahmeoperation, die Übermittlung der relevanten Spenderdaten an Eurotransplant (die Vermittlungsstelle der Organe) sowie die Konservierung und den Transport der Organe zu dem jeweils verantwortlichen Transplantationszentrum. Quelle: Deutsche Stiftung Organtransplantation

Sendung am Sa., 7.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

Mehr zum Thema Organspende