Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Das gaben die Parteispitzen bei einer Pressekonferenz in Berlin bekannt.

Rheinland-Pfalz Schweitzer: "Ganz viel RLP im Koalitionsvertrag"

Stand: 10.04.2025 12:38 Uhr

CDU/CSU und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Ob ein Politiker aus Rheinland-Pfalz ein Ministeramt bekommt, ist noch unklar. Reaktionen zur Einigung aus dem Land.

Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich die künftigen Regierungspartner auf eine Koalition geeinigt. Alles noch vorbehaltlich der Zustimmung auf einem kleinen Parteitag der CDU und einer Mitgliederbefragung der SPD. Bei der CSU entscheidet die Parteispitze. Stimmen alle Parteien für den Koalitionsvertrag, soll CDU-Chef Friedrich Merz voraussichtlich Anfang Mai zum Bundeskanzler gewählt werden.

Wer bekommt welches Ministerium?
Die SPD soll in der neuen Bundesregierung sieben Ministerien erhalten, darunter die wichtigen Fachressorts der Finanzen und der Verteidigung. Außerdem gehen die Ministerien für Justiz und Verbraucherschutz, Arbeit und Soziales, Umwelt mit Klimaschutz, Entwicklungshilfe sowie Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen an die Sozialdemokraten. Die CDU soll künftig neben dem Kanzleramt sechs Ministerien führen: Wirtschaft und Energie, Außenministerium, Familie und Bildung, Gesundheit, Verkehr sowie das neue Ministerium Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Die CSU kann drei Ministerien für sich verbuchen: Innenministerium, Landwirtschaftsministerium und das neu gestaltete Ministerium für Forschung und Raumfahrt.

Geeinigt haben sich Union und SPD auch darüber, wer welche Ministerien führen wird. Ob ein Politiker oder eine Politikerin aus Rheinland-Pfalz zu den künftigen Ressortchefs gehören wird, ist noch unklar. Die SPD wird laut ihres Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil ihre Ministerinnen und Minister erst nach dem Mitgliederentscheid über den Koalitionsvertrag benennen. Auch die Union hat ihre Kabinettsmitglieder noch nicht bekannt gegeben.

Mit Julia Klöckner (CDU) aus Bad Kreuznach ist eine Rheinland-Pfälzerin bereits zur Bundestagspräsidentin gewählt worden und hat damit das protokollarisch zweithöchste Amt im Staat inne.

Was steht im Koalitionsvertrag?

Ministerpräsident Schweitzer: Guter Tag für Rheinland-Pfalz

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sagte, es sei ein guter Tag für Deutschland und ein guter Tag für Rheinland-Pfalz. Im Koalitionsvertrag stecke "ganz viel Rheinland-Pfalz drin". Eine gute Regierung finde einen guten gemeinsamen Plan, so Schweitzer, ein guter Koalitionsvertrag sei gefunden, wenn man nicht mehr erkenne, wer an welcher Stelle für welche Position eingetreten sei.

Es gebe einen "klaren Vorfahrtskurs für Wirtschaftswachstum, für Industrie". Diesen Teil des Koalitionsvertrages hatte Schweitzer als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft, Industrie und Tourismus selbst mitverhandelt. "Und die Punkte, die ich hier verhandelt habe, sind fast eins zu eins auch in den Koalitionsvertrag miteingeflossen." In diesem Zusammenhang begrüßte Schweitzer auch, dass es keine Grenzschließungen geben werde. Denn "das wäre ein Armutsprogramm gewesen für die Unternehmen, für die Beschäftigten", so der Ministerpräsident.

Schweitzer: "Ich bin froh, dass es nicht zu Grenzschließungen kommt"

CDU-Landeschef Schnieder: "Echter Politikwechsel"

Gordon Schnieder, Vorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen: "Wir haben jetzt endlich alles auf dem Tisch liegen. Wir stehen wirklich an dem Punkt, dass es einen echten Politikwechsel in Deutschland geben wird: In der Wirtschaftspolitik, in der Migrationspolitik, auch in den Fragen der inneren und äußeren Sicherheit."

Schnieder: "Es wird einen echten Politikwechsel in Deutschland geben"

Man werde in einer neuen Koalition den Unternehmergeist fördern und in der Steuerpolitik nachlegen, so Schnieder: "Wir wollen wieder auf Wirtschaftswachstumskurs kommen." Deutschland bekomme eine neue Regierung mit "klarem Kurs und Kompass, aber auch mit der notwendigen Ruhe".

Kritik am Koalitionsvertrag von rheinland-pfälzischer FDP

Die am vergangenen Wochenende zur neuen FDP-Landeschefin gewählte rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt bezeichnete den Koalitionsvertrag von Union und SPD als "Stillstandsvertrag". Er sei das "Eingeständnis des Scheiterns der eigenen und so dringend notwendigen Reformagenda".

Die FDP werde bei der Mittelvergabe für das bereits beschlossene Sondervermögen für die Infrastruktur "genau hinschauen". Jeder Euro müsse in die Zukunftsfähigkeit investiert werden.

Grünen-Ministerin Eder: "Schwarzer Tag für Umwelt und Natur"

Die rheinland-pfälzische Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) hält den Entwurf des Koalitionsvertrags für einen "schwarzen Tag für Umwelt und Natur". Die voraussichtliche Bundesregierung bleibe beim Klimaschutz hinter den Erfordernissen der Zeit zurück, die Maßnahmen des Koalitionsvertrags seien "zu unambitioniert".

AfD-Fraktionschef: Koalitionsvertrag "belastet Rheinland-Pfalz"

Der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen AfD-Landtagsfraktion, Jan Bollinger, kritisierte den Koalitionsvertrag von Union und SPD als "Offenbarungseid einer nach links gerückten CDU". Für Rheinland-Pfalz verheiße der Koalitionsvertrag nichts Gutes. Die Union habe sich vollends von der freien Marktwirtschaft im Land verabschiedet, auch eine echt Wende in der Migrationspolitik bleibe aus.

Freie Wähler sehen Kommunen im Nachteil

Der Koalitionsvertrag sei eine Katastrophe für die Kommunen, sagte Freie Wähler-Sprecher für Kommunalpolitik, Patrick Kunz. Es würden keine Lösungen für die Altschulden beglichen, da die Gelder für Kommunen nicht rückwirkend eingesetzt werden dürften. Aus Sicht der Gruppe der Freien Wähler im RLP-Landtag werden so die rheinland-pfälzischen Kommunen im Stich gelassen.

Sendung am Mi., 9.4.2025 16:00 Uhr, Der Tag in RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz

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