An der Gräfenauschule in Ludwigshafen bleiben vermutlich wieder mehr als 30 Kinder sitzen. (Symbolbild) Kinder sitzen im Klassenzimmer und lesen ein Buch.

Rheinland-Pfalz Gräfenauschule Ludwigshafen: Wieder viele Erstklässler, die sitzen bleiben

Stand: 11.04.2025 18:45 Uhr

An der Gräfenauschule in Ludwigshafen bleiben auch in diesem Sommer vermutlich erneut viele Erstklässler sitzen. Die Schulleitung geht von rund 35 Kindern aus. Doch woran liegt das?

Auf den ersten Blick scheint, als hätte sich nichts geändert an der Gräfenauschule in Ludwigshafen. Vor drei Jahren machte die Grundschule im Hemshof-Viertel das erste Mal bundesweit Schlagzeilen. Etwa 40 Kinder aus der ersten Klasse mussten wiederholen. Die meisten Kinder an der Schule haben Migrationshintergrund oder kommen aus Familien, die Sozialhilfe beziehen.

"Nicht besser als letztes Jahr"

Auch in diesem Jahr hat sich die Anzahl der Sitzenbleiber nicht verbessert. Wie die Schulleitung auf SWR-Anfrage mitteilte, bleiben im Sommer voraussichtlich rund 35 Erstklässler sitzen - und damit ein Viertel des Jahrgangs. "Der Stand ist nicht besser als letztes Jahr", so Barbara Mächtle, Schulleiterin an der Gräfenauschule.

Dabei bekommt die Schule eine spezielle Förderung. Für Schülerinnen und Schüler mit wenigen Deutschkenntnissen gibt es jeden Tag zwei Stunden extra Deutschunterricht. "Das sind zehn Stunden Deutschförderung pro Woche", erklärt Schulleiterin Mächtle. "Dadurch verpassen diese Schüler allerdings den anderen Unterricht." Der könne dann oftmals nicht nachgeholt werden.

Gräfenauschule Ludwigshafen: Viele Förderinitiativen

Die Gräfenau-Grundschule gehört außerdem zu einer von vier Grundschulen in Ludwigshafen, die an dem Projekt "Familiengrundschulzentrum" teilnehmen. Die Familiengrundschulzentren gibt es an der Gräfenaugrundschule, an der Goetheschule Nord, an der Erich-Kästner-Schule und an der Bliesschule - seit dem vergangenen Schuljahr.

Ziel ist es, Eltern als Kooperationspartner in Sachen Schule von Anfang an mit einzubinden. In Elterncafés bekommen Eltern wichtige Informationen zu Schul-Apps und Tablets. Sie erfahren auch, wie man sich für das Schulessen oder die betreute Grundschule anmeldet.

Außerdem hat die Gräfenauschule auf eigene Initiative ehrenamtliche Helfer engagiert. Seit einem halben Jahr unterstützen elf Frauen und Männer die Lehrerinnen nicht nur im Unterricht, sondern auch bei Zusatzangeboten am Nachmittag.

Viele Sitzenbleiber seien keine Überraschung

Das bringt offenbar nicht viel, oder doch? Getan hat sich laut der Schulrektorin schon viel. Dank ausreichendem Personal gibt es genug Sprachförderung. Doch die grundlegenden Probleme seien weiterhin die gleichen. Deswegen sei die Zahl der Sitzenbleiber für sie auch nicht überraschend, findet Mächtle.

"Die Kinder kommen ja hier nicht anders an als früher", so Mächtle. "Die haben ihre sozialen Rucksäckchen zu tragen, die müssen sich an die Schule gewöhnen, was unter Umständen ein halbes Jahr dauert. Sie kommen mit wenig bis keinen Deutschkenntnissen hier an." All das müssten sie erst einmal aufholen.

Lösung: Sprachförderung im Kindergarten

Ändern könne sich erst dann etwas, wenn schon in der frühkindlichen Erziehung, sprich den Kitas, angesetzt würde, da ist sich Barbara Mächtle sicher. "Was man in der Politik vielleicht sehen möchte, nämlich, dass weniger Kinder die Klasse wiederholen müssen, das schaffen wir ohne frühkindliche Sprachförderung in der Kita tatsächlich nicht", so Mächtle.

Sendung am Fr., 11.4.2025 17:00 Uhr, SWR Aktuell am Abend, SWR Aktuell