Plakat zur Ausstellung „Caesar und Kleopatra“. Im Vordergrund eine moderne Animation von Kleopatra, im Hintergrund rechts ein Büste von Caesar.

Rheinland-Pfalz Ausstellung "Caesar und Kleopatra" in Speyer: Von Liebe und politischem Kalkül

Stand: 13.04.2025 05:00 Uhr

Caesar und Kleopatra gelten als DAS Liebespaar der Antike – die ägyptische Königin und der römische Herrscher. Aber war es nur Liebe oder auch politisches Kalkül? Die neue Ausstellung "Caesar und Kleopatra" im Historischen Museum in Speyer will mit Mythen aufräumen.

Noch immer legendär ist die Szene aus dem Hollywoodfilm "Kleopatra" von 1963, in dem Liz Taylor die ägyptische Pharaonin spielt und - gemäß der Legende - in einen Teppich eingerollt in Caesars Palast geschmuggelt wird. Caesar soll sofort Feuer und Flamme gewesen sein als er Kleopatra sah.

Was ist Mythos, was Realität?

In seiner neuen Ausstellung "Caesar und Kleopatra" spielt das Historische Museum der Pfalz in Speyer mit antiken Mythen und Legenden wie dieser und stellt sie in den historischen Zusammenhang, erklärt, wie es wirklich war. Die Teppich-Legende sei "sicherlich das Ikonischste", sagt Museumsdirektor Alexander Schubert. "Das wird von Elizabeth Taylor nochmal in dem großen Hollywood-Spielfilm in Szene gesetzt: Dass Kleopatra sich nach Alexandria hat schmuggeln lassen, sie war ja vertrieben, und dann im Palast von Caesar aus dieser Teppichrolle entsteigt und ihn sofort betört."

Der Teppich - ein Übersetzungsfehler?

Aber: Das sei durch einen Übersetzungsfehler entstanden. "Wahrscheinlich war es gar kein Teppich, sondern eher ein Bettsack. Die Geschichte ist nicht ganz abwegig, dass Kleopatra hineingeschmuggelt wurde, aber eben wesentlich weniger theatralisch."

Caesar und Kleopatra - Was ist Mythos, was ist Realität?

Dramatisch war aber vielleicht, dass Kleopatra mit der Aktion ihre Herrschaft sichern wollte, und ihren Bruder vom ägyptischen Thron stoßen. Die beiden stritten erbittert um die Macht in Ägypten, die sich traditionell die beiden Geschwister teilen sollten. Sie brauchte Caesars Hilfe und Schutz. Und er vermittelte und verliebte sich wohl in die Königin.

Caesar und Kleopatra im Mittelpunkt der Ausstellung

Die Liebe zwischen Caesar und Kleopatra und deren Mythos ist aber nur der Aufhänger für die Schau. Die Ausstellung zeigt auch den politischen und gesellschaftlichen Wandel dieser Ära, bevor Kaiser Augustus in Rom an die Macht gelang und Rom zu kultureller Blüte brachte. Ägypten wird später zur römischen Provinz.

Antikes Alexandria und Rom virtuell in Speyer erleben

Im Fokus der Schau stehen die ägyptische Stadt Alexandria und Rom. Streifzüge durch beide Städte erleben die Ausstellungsbesucher virtuell - mit einem überdimensionalen Touchpad lassen sich rot markierte Punkte auf dem jeweiligen Stadtplan antippen. So erfährt man beispielsweise, dass das heutige römische Stadtviertel Trastevere damals "Horti Caesaris" hieß und dort Caesars Stadtgärten waren. Außerdem lebten hier die damalige High Society und Politiker in ihren Villen.

Stadtpläne vom antiken Rom und der multikulturellen Stadt Alexandria - zum Anklicken

Stadtpläne vom antiken Rom und der multikulturellen Stadt Alexandria - zum Anklicken

Exponate aus Paris und Rom in Speyer

Viele der 240 Exponate aus acht Ländern – darunter aus dem Louvre in Paris und den Kapitolinischen Museen in Rom – werden zum ersten Mal überhaupt gezeigt, sagt Kurator Lars Börner. Dazu gehören zwei Exponate aus der Bibliotheque National de France in Paris, also der Nationalbibliothek Frankreich. "Als die Kurierin dann hierher kam und die Exponate ausgepackt hat, war sie ganz ganz glücklich und hat gesagt: 'Das ist Wahnsinn, wir haben die schon so lange, ein Exponat ist tatsächlich seit dem 16. Jahrhundert im Besitz und ist noch nie ausgeliehen gewesen!' Das ist ein Priester-Kopf. der auch noch die spannende Geschichte hat, dass er mal ganz lange Zeit als Gegenpendel in einer Uhr verwendet wurde."

Ausstellung „Caesar & Kleopatra” im Historischen Museum der Pfalz Speyer

Ausstellung „Caesar & Kleopatra” im Historischen Museum der Pfalz Speyer

Relief: Schlachtschliff aus Actium schwerstes Exponat

Um die außergewöhnlichen Exponate zu finden, erzählt Börner, sei eine intensive Recherche nötig gewesen: Alte Ausstellungskataloge seien gewälzt und Onlinedatenbanken zahlreicher Museen durchforstet worden. Besonders imposant ist das anderthalb Tonnen schwere Relief eines römischen Schiffs aus der Schlacht von Actium, es war vermutlich Teil eines Grabdenkmals. Von einem Kurier der vatikanischen Museen begleitet, wurde es mit einem Spezial-Kran ins Museum gehievt.

Das schwerste Exponat der Ausstellung wiegt 1,5 Tonnen: Es zeigt ein Schiff aus der Schlacht von Actium 31. v. Chr. - es war wohl ein Grabdenkmal

Das schwerste Exponat der Ausstellung wiegt 1,5 Tonnen: Es zeigt ein Schiff aus der Schlacht von Actium 31. v. Chr. - es war wohl ein Grabdenkmal

Silberne Spitzmaus illustriert den Kornhandel

Verliebt ist Kurator Börner aber in eines der kleinsten Exponate: "Ganz am Anfang haben wir uns in eine kleine römische Spitzmaus aus Silber verguckt", erzählt er. "Die haben wir dann extra in die Ausstellung gebracht. Sie erzählt für uns die Geschichte der Kornverfrachtung von Ägypten in die Welt. Das ist eines der großen Themen, dass der östliche Mittelmeerraum und vor allem das Römische Reich so stark abhängig war von den Kornlieferungen aus dem Alexandria." Die ägyptische Stadt galt als Kornkammer für Rom.

Caesar und Kleopatra - auch politisches Kalkül dahinter?

Diese wirtschaftliche Verflechtung zeigt aber auch: Die Beziehung von Caesar und Kleopatra war womöglich nicht nur romantisch geprägt. Die beiden Herrscher von zwei Weltreichen sollen zwar einen gemeinsamen Sohn gehabt haben – aber sie verbanden auch politische Interessen, sagt Börner. "Es ist leider keine reine Romantik: Kleopatra hatte einen Beschützer. Er hat sechs Legionen stationieren lassen in Ägypten, die Kleopatras Macht sicherten, aber natürlich auch seinen Einfluss auf Kleopatra! Und Caesar hatte den Zugriff auf die großen und reichhaltigen Ressourcen Ägyptens." Heute würde man sagen: Eine Win-Win-Situation.

"Caesar & Kleopatra" Ausstellung in Speyer

Ein Plakat am Eingang zum Historischen Museum der Pfalz in Speyer wirbt für die neue Schau

Kleopatra wollte Rom als Schutzmacht

"Kleopatra versucht natürlich, Rom als Schutzmacht für Ägypten zu gewinnen", sagt Museumsdirektor Schubert. "Da ist ganz sicher politisches Kalkül dabei. Das sieht man ja auch daran, dass sie sich später mit Marcus Antonius (nach der Ermordung Caesars einer der mächtigsten Männer Roms, Anm. der Red.) einlässt, auch da mehrere Kinder zur Welt bringt. Das heißt, es ist eine Verschmelzung von politischer Strategie, Kalkül und persönlichem Einsatz." Eine herbe Enttäuschung für Romantiker.

Aufräumen mit Klischee von Femme fatale

Kleopatras Ruf als betörende Schönheit ist legendär. Das Bild zeichneten damals nicht Zeitgenossen, sagt Museumsdirektor Schubert, sondern römische Autoren, die die "Geschichte der Sieger" erzählten. "Über die Jahrhunderte hinweg bekommt Kleopatra ein immer schlechteres Image. Tatsächlich war sie eine hochgebildete Frau, die viele Sprachen gesprochen hat und mit Sicherheit auch ein großes politisches Geschick hatte. Es war sicherlich auch ihr kluger Verstand!“

War Kleopatra eine kühle Strategin?

Nach dem Mord an Caesar verbündet sich Kleopatra im Kampf um sein Erbe erneut mit einem historisch bedeutenden Römer - Marcus Antonius. Aber damit ist die Geschichte noch nicht auserzählt – die Schau zeigt in beeindruckender Weise den Aufstieg des römischen Reichs zur kulturellen Blüte – und die Niederlage Kleopatras, die schließlich Selbstmord begeht. Allerdings nicht durch einen Schlangenbiss, wie der Mythos erzählt, sondern … nun, das schauen Sie am besten selbst.

Die Ausstellung Caesar und Kleopatra startete am 13. April und läuft bis zum 26. Oktober 2025. Die Schau hat übrigens auch ein umfangreiches Begleitprogramm und ist auch speziell für Kinder konzipiert - mit Apps und Mitmach-Stationen.

Sendung am Sa., 12.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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