Ein Schaf liegt auf der Weide auf dem Rücken.

Niedersachsen Verwahrloste Schafe im Emsland – Schäfer und Veterinäramt in der Kritik

Stand: 06.06.2025 19:45 Uhr

Seit Jahren sind die Schafe eines Tierhalters in Börger immer wieder in schlechtem Zustand. Revierpächter fordern, dass das Veterinäramt endlich durchgreift.

Von Karoline Kempe

Mehrere Schafe liegen auf dem Rücken und zappeln verzweifelt mit den Beinen. Sie können von allein nicht aufstehen, ihre Wolle ist zu lang und zu schwer. Ein Revierpächter hilft einem nach dem anderen auf die Beine. So ist es in Fotos und Videos zu sehen, die Revierpächter in Börger dem NDR Niedersachsen geschickt haben. "Man kann sich die Tierquälerei nicht mehr anschauen", sagt Pächter Hans Müller-Ricken. Er und seine Kollegen haben den Zustand der Schafe auch beim zuständigen Veterinäramt des Landkreises Emsland angezeigt. Ebenso wie den Fund von mindestens einem Kadaver auf der Weide. "Angeblich ist anschließend das Veterinäramt hierhin gefahren, hat die Sachen kontrolliert. Aber trotzdem wurde das tote Tier nicht entsorgt", sagt Hans Müller-Ricken und zeigt auf die inzwischen verwesten Überreste.

Kadaver lagen wochenlang in den Feldern

Erst im Oktober 2024 hatten die Revierpächter mehrere Schafskadaver in Maisfeldern und dem Fluss Ohe entdeckt. Die Ohrmarken waren laut Veterinäramt herausgeschnitten worden. Auch damals lagen die Kadaver nach der Anzeige beim Veterinäramt noch wochenlang an Ort und Stelle, sagen die Revierpächter. "Wenn die Felder damals abgeerntet worden wären, dann wären die Kadaver mit ins Tierfutter gekommen", sagt Hans Müller-Ricken. Wie lange die Überreste in den Feldern lagen, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Das Veterinäramt bestätigt aber, dass zumindest einige der Kadaver dem Schäfer zuzuordnen seien, dem mutmaßlich auch die Schafe auf den aktuellen Bildern gehören. Die Behörde erklärt auf Anfrage des NDR: "Der Zustand der auf dem Videomaterial zu sehenden Schafherde stellt aus hiesiger Sicht einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Die Schur der dort zu sehenden Schafe ist dringend erforderlich."

Überreste von einem Schaf liegen auf der Weide.

Überreste von einem Schaf liegen auf der Weide.

"Der Gestank war nicht auszuhalten"

Die Vorwürfe gegen den Mann reichen weit zurück. 2013 entdeckte Familie Kerßens einen Stall voll toter Schafe. Auch die sollen dem Schäfer gehört haben. Hans Kerßens, der in der Nähe wohnt, hatte das dem Veterinäramt gemeldet. Wochen später berichtete Panorama 3 über den Fall, da lagen die Kadaver noch immer an Ort und Stelle. "Im Prinzip ist es so geblieben, wie es war, also es ist nichts passiert", sagt Hans Kerßens. "Der Gestank war nicht auszuhalten." Bei solchen Verstößen erhält der Schäfer laut Veterinäramt Anordnungen oder Bußgelder. Den Revierpächtern reicht das nicht. "Eigentlich müsste so einer Tierhaltungsverbot haben. Weil er in den ganzen Jahren nichts unternommen und nichts verbessert hat", sagt Hans Müller-Ricken. "Wenn bei uns aus dem Ort ein Bullenhalter so mit seinen Tieren umgehen würde, würde ihm sofort jede Lizenz entzogen. Genauso ist es bei den Schweinehaltern. Aber hier passiert gar nichts." Ob der Schäfer tatsächlich nichts getan hat, um die Situation seiner Schafe zu verbessern, lässt sich nicht klären.

Schafe wurden seit über einem Jahr nicht mehr geschoren

Der Schäfer möchte kein Interview geben, erklärt sich aber zu einem kurzen Gespräch bereit. Er bestätigt, dass die Schafe seit über einem Jahr nicht mehr geschoren worden sind. Er habe in diesem Jahr noch keine Scherer bekommen. Er versichert aber, dass die Schafe in wenigen Tagen geschoren werden. Das Veterinäramt erklärt, der Schäfer werde engmaschig kontrolliert. Aber nicht jeder Rechtsverstoß, beispielsweise in Bezug auf die Beseitigung der Kadaver, sei auch ein tierschutzrechtlicher Verstoß. "Sofern die derzeitigen, engmaschigen Kontrollen zu entsprechenden Ergebnissen führen, kann jedoch ein teilweises oder vollständiges Tierhaltungsverbot als notwendige Maßnahme daraus folgen."

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 06.06.2025 | 19:30 Uhr