Ein Schild zeigt Tempo 30 an.

Niedersachsen Modellprojekt erfolgreich: Kommt flächendeckend Tempo 30?

Stand: 04.06.2025 20:47 Uhr

Vorläufige Ergebnisse eines Modellprojekts in niedersächsischen Kommunen zeigen: Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen lohnt sich. Niedersachsen prüft nun eine Bundesratsinitiative für eine bundesweite Umsetzung.

Von Jan Niestegge

Über 14.500 Fahrzeuge sind täglich auf der Iburger Straße in Osnabrück unterwegs - aktuell bei Tempo 50. Bis Ende vergangenen Jahres galt noch eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde, und in Zukunft könnte es wieder so sein. Das Land Niedersachsen hat in den vergangenen Jahren ein Modellprojekt umgesetzt und geprüft, wie sich Tempo 30 und 50 jeweils auswirken - unter anderem auf Luftqualität, Lärmbelästigung und Sicherheit im Straßenverkehr. Das Ziel ist, zu ermitteln, ob eine Einführung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen sinnvoll ist. Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen wird die Ergebnisse im Sommer vorlegen, dem NDR Niedersachsen liegen die vorläufigen Ergebnisse vor.

Ministerium: Ergebnisse sind eindeutig

Sechs Städte und Kommunen waren landesweit am Modellprojekt "Tempo 30" beteiligt, auf sechs verschiedenen Straßen sind Daten gesammelt worden. Diese sind: die Iburger Straße in Osnabrück, die Königsallee in Göttingen, die Havelserstraße in Garbsen, die Glüsingerstraße in Seevetal, die Hauptstraße in Edewecht und die Landstraße in Friedland. Die erhobenen Daten in diesen Städten und Gemeinden würden einheitlich zeigen, dass Tempo 30 im Vergleich zu Tempo 50 viele Vorteile bringt. Zu diesen Ergebnissen kommt das Ministerium.

Viele Vorteile für Autofahrer und Anlieger

Aus den vorläufigen Ergebnissen geht hervor, dass der Verkehrsfluss bei Tempo 30 flüssiger ist. Für Verkehrsteilnehmer bedeutet das weniger Staus und Wartezeiten. Auch die Luftqualität verbessert sich leicht - ein Ergebnis, das besonders für Anlieger relevant sein dürfte. Genau wie die reduzierte Lärmbelästigung, die ebenfalls festgestellt wurde. Hinsichtlich der Verkehrssicherheit sagt das Ministerium, dass es insgesamt zwar nicht weniger Unfälle gebe, dafür allerdings weniger schwere, was auf höhere Reaktionszeiten und verkürzte Bremswege zurückzuführen sei. Kritik an Tempo 30 kommt von Busunternehmen, die ihre Betriebsabläufen gestört sehen.

Bundesratsinitiative: Kommt Tempo 30 bald bundesweit?

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Modellprojekts sei, dass die erhobenen Daten und Ergebnisse auf andere Regionen übertragbar sind. Damit stellt sich die Frage: Kommt Tempo 30 bald flächendeckend auf Hauptverkehrsstraßen und das nicht nur in Niedersachsen, sondern bundesweit? Darüber sprechen die Verantwortlichen jetzt. Wenn valide Ergebnisse vorliegen, könnte Niedersachsen versuchen, andere Bundesländer von diesem Vorhaben zu überzeugen und anschließend eine Bundesratsinitiative prüfen. Ein niedersächsischer Alleingang ist nicht möglich, weil das Straßenverkehrsrecht Bundessache ist. Vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen heißt es: "Am Ende soll es sich für die Bevölkerung und die Kommunen lohnen und die Städte sicherer machen."

Machbarkeitsstudie Tempo 30: Weniger Krach, viele Vorteile

Stadt Osnabrück ist zufrieden

Die Stadt Osnabrück freut sich über die vorläufigen Ergebnisse. Im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen teilt sie mit, "wohlwollend zu prüfen", ob dadurch langfristig Tempo 30 auf der Iburger Straße eingeführt werden kann - denn genau das sei der Plan. Die Mehrheit des Stadtrates sei dafür, ebenso die Stadtverwaltung. Hinsichtlich anderer Hauptverkehrsstraßen macht die Stadt klar: "Wir werden nicht, falls sich die Gesetzgebung ändert, automatisch alle Straßen auf Tempo 30 heruntersetzen, sondern immer im Einzelfall prüfen." Bis es so weit ist, bleibt es bei Tempo 50 - auch auf der Iburger Straße.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Hallo Niedersachsen | 04.06.2025 | 19:30 Uhr