Trainer Stephan Lerch

Niedersachsen Lerch will mit Wolfsburger Fußballerinnen "wieder angreifen"

Stand: 04.06.2025 15:54 Uhr

Stephan Lerch ist nach vier Jahren zurück in Wolfsburg und will mit den Bundesliga-Fußballerinnen des VfL an alte Erfolge anknüpfen. Leicht wird dieses Vorhaben nicht. Die Konkurrenz für die "Wölfinnen" ist inzwischen weitaus größer als in seiner ersten Amtszeit.

Von Inka Blumensaat

Als wäre er nie weg gewesen. Dieser Satz bezieht sich einzig auf das Bild von Stephan Lerch auf dem Podium des VfL-Presseraums, äußerlich hat der Trainer sich in den vergangenen vier Jahren nicht merklich verändert. Aber in dieser Zeit ist viel passiert - in seiner Karriere, beim VfL und in der Entwicklung des Frauenfußballs.

Räumte Lerch mit dem Team in seiner ersten Wolfsburger Zeit noch drei Meistertitel in Serie ab, ging die Schale zuletzt dreimal an den FC Bayern München - der die Ernsthaftigkeit und die Investments, mit denen der Frauenfußball betrieben wird, deutlich erhöht hat.

"Die Leistungsdichte ist viel enger geworden. Aber es ist klar: Der VfL Wolfsburg war und ist ambitioniert", sagte Lerch. "Ich kenne den Verein bis in die kleinste Ecke. Die Werte, die Mentalität, die Ambitionen, all das hat mich ein Stück weit geprägt. Wir wollen den maximalen Erfolg, wir werden wieder angreifen. Wir spielen, um zu gewinnen und das bedeutet auch: Wir spielen um nationale Titel."

Bewusste Entscheidung für den Frauenfußball

Lerch hatte bereits von 2013 bis 2021 für die Frauenfußball-Abteilung des VfL gearbeitet, zunächst als Trainer der zweiten Mannschaft, dann als Assistent des damaligen Cheftrainers Ralf Kellermann, dessen Nachfolger er 2017 wurde. 2021 entschied er sich für den Schritt in den männlichen Juniorenbereich und wechselte zur TSG Hoffenheim, wo er erst die U17 und dann die U19 betreute.

"Die Art und Weise, wie Fußball gespielt und gedacht werden kann, hat mich sehr inspiriert, gerade in taktischen Aspekten und der Intensität, Fußball zu spielen. Man darf nicht alles in den Frauenfußball transportieren, aber man kann sich einiges abschauen", blickte Lerch auf diese Zeit zurück.

Später zog es ihn zunächst als Coach und dann als Sportlicher Leiter bei der TSG zurück in den Frauenfußball, aus guten Gründen: "Die meisten Spielerinnen sind sehr fleißig, wissbegierig, sie hinterfragen die Dinge. Die Werte Ehrlichkeit, Loyalität und Nahbarkeit sind stark ausgeprägt, damit kann ich mich sehr gut identifizieren."

Lerch kündigt weitere Neuzugänge an

Beim VfL hat zum Ende der abgelaufenen Saison ein großer Umbruch stattgefunden, insgesamt liegt die Zahl der Abgänge bei 14. In einem Interview mit der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" ("WAZ") sagte der VfL-Direktor Frauenfußball Ralf Kellermann allerdings, das neue Team - wohlgemerkt nicht die Einzelspielerinnen, sondern die Stärke der Mannschaft - werde nach der Sommerpause besser sein als in der vergangenen Saison.

"Ich möchte keine Vergleiche ziehen. Aber ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir ein richtig gutes Team zusammen haben, das muss jedoch auch zusammenpassen und da brauchen wir entsprechend Zeit", so Lerch. Zudem kündigte er an, dass in den kommenden Tagen weitere Neuzugänge veröffentlicht würden - bislang stehen sechs Transfers fest, die prominentesten sind Angreiferin Cora Zicai und Torhüterin Stina Johannes.

Viertelfinale in der Champions League als Ziel

In der Bundesliga sieht Lerch den VfL in Lauerstellung hinter den Münchnerinnen. "Wir wollen der unangenehme, starke Herausforderer sein", sagte der Coach. In der Champions League ist die erneute Qualifikation für das Viertelfinale das Ziel.

Sein Chef, Ralf Kellermann, hatte im "WAZ"-Interview formuliert, dass man sich von der übermächtig wirkenden Konkurrenz aus Spanien und England nicht abhängen lassen werde. "Wir sind hundert Prozent konkurrenzfähig", so der VfL-Direktor Frauenfußball.

In der vergangenen Saison hatte der VfL in der Champions League das Viertelfinale erreicht, war unter den verbliebenen Teilnehmern der mit dem geringsten Etat und schied gegen Barcelona nach zwei deutlichen Niederlagen aus.

Der Versuch, sich im europäischen Spitzenfußball zu behaupten, trotz vergleichsweise geringerer finanzieller Möglichkeiten und Nachteilen im Werben um Topspielerinnen, scheint sehr ambitioniert.

Coach geht von langfristiger Zusammenarbeit aus

Lerch betonte: "Sowohl die Geschäftsführung als auch der Aufsichtsrat haben signalisiert, dass der Weg beim VfL erfolgreich weitergehen soll, auch wenn die Konkurrenz natürlich zunimmt." Die Pläne für den Bau eines Frauenfußballzentrums samt Akademie liegen vor, einzelne Verbesserungen in der Infrastruktur und bei den Trainingsbedingungen wurden bereits vorgenommen.

Auffällig: mit zwei Jahren ist Lerchs Vertragslaufzeit relativ kurz. "Aber wenn wir gut zusammenarbeiten, und davon bin ich überzeugt, werden wir schnell wieder diesbezüglich zusammensitzen."

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Sport aktuell | 04.06.2025 | 17:17 Uhr