Eine Hand hält ein Thermometer, das mehr als 30 Grad anzeigt. Im Hintergrund ein See.

Niedersachsen Immer heißer: Wie Niedersachsens Städte sich gegen Hitze wappnen

Stand: 04.06.2025 16:42 Uhr

Hitze ist ein Gesundheitsrisiko, das durch den Klimawandel weiter verstärkt wird. Die Stadt Osnabrück will die Menschen besser schützen. Auch anderswo in Niedersachsen gibt es bereits Hitzeschutzmaßnahmen.

Der Rat der Stadt Osnabrück hat am Dienstagabend einstimmig einen Maßnahmenkatalog gegen die Folgen extremer Hitze beschlossen. Als Hitzetag gilt ein Tag, an dem die Höchsttemperatur mindestens 30 Grad Celsius erreicht oder überschreitet. Die Stadt Osnabrück will vorsorgen und mehr Trinkwasserstellen schaffen, sowohl fest installiert als auch mobil. Diese sollen vor allem an Orten aufgestellt werden, an denen sich besonders viele Menschen aufhalten, aber auch an Schulen. Außerdem soll der Einsatz von Nebelduschen zur Abkühlung an heißen Tagen geprüft und gegebenfalls umgesetzt werden.

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Mehr Bäume, weniger Versiegelung

Auch ein schattiges Plätzchen hilft, um sich von anhaltender Hitze zu erholen. Davon gebe es in der Stadt im Moment aber zu wenig, hieß es. Deswegen sollen zum Beispiel Sonnensegel zum Einsatz kommen. Wo es möglich ist, will die Stadt zudem mehr Bäume pflanzen. Dafür sollen auch öffentliche Flächen entsiegelt werden. Gerade die Innenstadt von Osnabrück heize sich besonders stark auf, weil dort besonders wenig Grün, dafür aber umso mehr Beton zu finden sei, hieß es am Dienstagabend im Rat der Stadt. Wo sich eine Versiegelung nicht gänzlich vermeiden lasse, sollen sogenannte Rasengittersteine zum Einsatz kommen. Diese sind durchlässig, sowohl für Pflanzen als auch für Feuchtigkeit.

Innenstadt bis zu sieben Grad heißer als unbebautes Umland

Wie dringend diese Maßnahmen sind, macht die städtische Klimaanalyse deutlich. Sie zeigt, welche Folgen der Klimawandel in Osnabrück hat. So ist es in der Stadt bei extremer Hitze selbst nachts noch sieben Grad wärmer als im unbebauten Umland. Die Innenstadt, aber auch andere Stadtteile wie Wüste oder das Gewerbegebiet in Fledder heizen sich demnach extrem stark auf. In den besonders betroffenen Stadtteilen leben laut Analyse rund 17.000 Menschen. Auch 61 Prozent der Kitas befinden sich in diesen Gebieten. Kinder, genau wie kranke Menschen oder Seniorinnen und Senioren, gehören zu denjenigen, die bei extremer Hitze besonders gefährdet sind.

Hitzeschutz in Niedersachsens Städten

Auch andere Städte in Niedersachsen haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen zum Hitzeschutz umgesetzt. Die Städte im Überblick:

  • Hannover: In der Landeshauptstadt gibt es bereits seit 2012 eine "Anpassungsstrategie zum Klimawandel". In diesem Rahmen werden zum Beispiel Flachdächer von Neubauten begrünt. Pflaster und Asphalt werden an geeigneten Stellen durch Grünflächen ersetzt. Hitze stellt auch für Obdachlose ein großes Risiko dar. Deshalb werden in Hannover Trinkwasserflaschen an Betroffene verteilt, U-Bahnstationen dienen zudem als Orte zur Abkühlung. Außerdem gibt es eine Karte mit Trinkwasserbrunnen und kühlen Orten.
  • Braunschweig: Bei öffentlichen Neubauten, insbesondere bei Schulen und Kitas, wird auf Vorrichtungen zum Sonnenschutz und Hitzevermeidung geachtet. Hierzu zählen Dach- und Fassadenbegrünungen sowie mechanische Lüftungsanlagen. Bereits vor einigen Jahren wurde in einem Pilotprojekt Geothermie zur Beheizung einer Schulmensa so erweitert, dass das gleiche System im Sommer zur Kühlung eingesetzt werden kann und gleichzeitig der Rückführung der winterlich entnommenen Wärme dient. Sogenannte Pocketparks, kleine Grünflächen, die als Kühlzone fungieren, werden im gesamten Stadtgebiet umgesetzt. Auch Braunschweig stellt eine Karte mit kühlen Orten zur Verfügung.
  • Lüneburg: Ganzjährig werden kleinere und größere Flächen im Straßenraum entsiegelt. Diese werden begrünt. Wenn möglich mit Bäumen, ansonsten mit kleinen Gehölzen, Blühstauden oder Wiesenmischungen. Auch Lüneburg legt einen Fokus auf die Förderung von Fassadenbegrünung. Ein Hitzestadtplan zeigt Bürgerinnen und Bürgern, wo sie Trinkbrunnen und kühle Orte finden und gibt Tipps zum Umgang mit Hitze. Ein Hitzetelefon steht außerdem für Fragen zur Verfügung.
  • Oldenburg: In Oldenburg gibt es in vielen Cafés und Geschäften Refill-Stationen, um mitgebrachte Trinkflaschen aufzufüllen. Außerdem stellt die Stadt eine "kühle Karte" zur Verfügung. Das Projekt „Straßenhitze“ versorgt zudem wohnungslose Menschen mit benötigten Hilfsmitteln, um sie besser vor extremer Hitze zu schützen. Darüber hinaus will auch die Stadt Oldenburg die Begrünung von Dächern und Fassaden fördern.

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Sozialverband: Hitzeschutz geht nicht schnell genug

Kritik kommt dennoch vom Sozialverband Deutschland (SoVD). Ihm gehen die Maßnahmen zum Hitzeschutz nicht schnell genug. In Niedersachsen gebe es nur wenige Kommunen, die bereits einen Plan dazu ausgearbeitet haben, wie sie mit Hitzeperioden und den Auswirkungen umgehen wollen, so Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Tatsächlich arbeiten zum Beispiel Göttingen und Oldenburg noch an ihren Hitzeschutzplänen. "Und selbst, wenn die Konzepte vorliegen, heißt das noch lange nicht, dass die Maßnahmen auch umgesetzt werden", so Swinke weiter. "Wir brauchen hier unbedingt mehr Tempo und dürfen das Ganze nicht von Sommer zu Sommer aufschieben.“

Hitzeaktionstag am 4. Juni

Der bundesweite Hitzeaktionstag wird seit 2023 jedes Jahr Anfang Juni veranstaltet und wird von einem breiten Bündnis getragen. Der Tag soll für das Thema sensibilisieren. Bundesweit finden Aktionen und Veranstaltungen statt.

Dieses Thema im Programm:
NDR Blue | Regional Osnabrück | 04.06.2025 | 15:00 Uhr