Ein Arzt berät einen Patienten

Niedersachsen Gegen Ärztemangel: Neuer Medizinstudiengang in Osnabrück?

Stand: 03.06.2025 18:00 Uhr

Stadt und Landkreis Osnabrück haben am Dienstagmittag die Pläne für einen neuen Medizinstudiengang in Osnabrück bekannt gegeben. Demnach soll dort eine kommunal getragene medizinische Hochschule entstehen.

Geplant sei eine moderner und zukunftsorientierter Studiengang für Humanmedizin - finanziert von Stadt und Landkreis. Zehn Millionen Euro wollen diese dafür investieren. "Wir glauben, dass es verantwortbar ist, weil die Folgen, wenn wir nichts tun, deutlich schlimmer wären", sagt Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU). "Wenn die Menschen keinen Arzt mehr finden, der ihnen in gesundheitlich schwierigen Situationen hilft, dann haben wir ganz andere Herausforderungen als das notwendige Geld zu beschaffen." Später soll sich die Hochschule selbst tragen, unter anderem über Studiengebühren.

Aufbau und Finanzierung durch Stadt und Landkreis einzigartig

Jahrelang habe man sich beim Land Niedersachsen für eine medizinische Fakultät in Osnabrück eingesetzt, allerdings vergeblich, so Susanne Menzel-Riedl, Präsidentin der Universität Osnabrück. Dass nun Stadt und Landkreis selbst eine neue Hochschule etablieren wollen, sei einzigartig in Niedersachsen. In Kooperation mit Universität und Hochschule sowie den Krankenhäusern in der Region wollen die Kommunen den Studiengang in den kommenden zwei Jahren aufbauen. Zum Wintersemester 2027 sollen dann die ersten 50 Studierenden starten. 500 sollen es einmal insgesamt werden.

Forschung zu Künstlicher Intelligenz in der Medizin

"Uni und Hochschule haben bereits gut ausgebaute Strukturen wie Hörsäle, Laboratorien und Bibliotheken, auf die dann auch die medizinische Fakultät zugreifen könnte", erklärt Landrätin Anna Kebschull (Grüne). Außerdem könne gemeinsam geforscht werden. Die Universität könne zum Beispiel mit den Kognitionswissenschaften an aktuelle Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz in der Medizin anknüpfen, so Uni-Präsidentin Menzel-Riedl: "Die medizinischen Berufe verändern sich derzeit massiv durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Manchmal wird dann gedacht, in Zukunft brauchen wir keine Ärztinnen und Ärzte mehr, aber das Gegenteil ist der Fall. Wir brauchen anders ausgebildete Ärztinnen und Ärzte."

Studieninhalte an Region angepasst

Da dass Curriculum in Osnabrück komplett neu aufgebaut werde, sei es sehr viel einfacher solche Zukunftsthemen von vornherein darin zu verankern als an bereits etablierten Universitäten, meint Menzel-Riedl. Das sei ein enormer Standortvorteil. Außerdem könne das Studium auch inhaltlich zumindest teilweise an die Voraussetzungen und Herausforderungen der Region Osnabrück angepasst werden. Dasselbe gelte für Zulassungsvoraussetzungen, meint Oberbürgermeisterin Pötter. "Die müssen wir noch im Detail ausarbeiten. Wir wollen aber, dass die Abiturnote und der Numerus Clausus nicht der einzige Weg ins Medizinstudium sind."

Stipendien gegen Ärztemangel auf dem Land

Bei der Finanzierung der Studiengebühren sollen den Bewerberinnen und Bewerbern unter anderem die Gemeinden helfen, in denen es zu wenig Ärzte gibt. So könnten diese etwa mit einer Auflage verbundene Stipendien vergeben. Wer so ein Stipendium bekommt, muss sich verpflichten, nach dem Studienabschluss für eine festgelegte Zeit in der entsprechenden Gemeinde zu praktizieren. Wenn Studierende erst einen Freundeskreis aufgebaut und vielleicht eine Familie gegründet haben, bleiben sie eventuell als fertig ausgebildete Ärzte eher in der Region, so die Hoffnung.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 03.06.2025 | 15:00 Uhr