
Mecklenburg-Vorpommern Kommentar: Hansa Rostock und die Frage des guten Stils
Ronald Maul statt Jürgen Wehlend: Hansa Rostock hat mit einem Führungswechsel für Aufsehen gesorgt. Doch die Trennung von Wehlend wirft Fragen auf. Inhaltliche und die des Stils, meint Clemens Paulsen, Leiter Sportredaktion im NDR Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern, in seinem Kommentar.
Man kann mit einer Umbesetzung in der Führungsetage professionell umgehen. Oder man macht es wie der FC Hansa Rostock. Es ist doch völlig unbenommen, dass der Aufsichtsrat das Recht und sogar die Pflicht hat, bei Fehlentwicklungen im Bereich des Vorstands zu reagieren. Genau dafür ist er da.
Aufsichtsrat tritt gegen Wehlend nach
Hansa hat unter Jürgen Wehlend die Aufstiegsrelegation zur 2. Bundesliga nur knapp verpasst. Im sportlichen Bereich ist ihm also erstmal nichts vorzuwerfen. Es liegt der Verdacht mehr als nah, dass es andere Konflikte gab, dass der jetzt ehemalige Vorstandschef aus dem "Ertragsmonster Hansa Rostock" (Originalzitat des Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian Eggert) beispielsweise zu wenig für den Verein rausgeholt hat.
Jetzt kommt die Frage des Stils dazu. Und da wird es holprig beim FC Hansa. In einer Mitteilung an die Mitglieder zum neuen Vorstand tritt der Aufsichtsrat des FC Hansa gegen Jürgen Wehlend ordentlich nach. Sowas hätte auf dem Spielfeld mutmaßlich zu einer Roten Karte geführt.
Denn da heißt es wörtlich: "Die Neubesetzung ist ein wichtiger Schritt, um mehr Fußballkompetenz und vor allem die Werte, für die unser Verein steht, in den Vorstand zu bringen." Wehlend also ein Boss ohne Wertemaßstab für den FC Hansa?
Sowas klärt man intern und posaunt es nicht in einer offiziellen Mitteilung des Aufsichtsrats heraus! Es geht aber noch schlimmer.
Welche Fehler werden Wehlend vorgeworfen?
Am Ende nämlich steht es schwarz auf weiß: "Schon in den vergangenen Monaten haben sich die Führungskräfte unterhalb des Vorstands durch ihr großes Engagement, Eigenverantwortung und Teamgeist ausgezeichnet."
Es haben also Mitarbeiter der Geschäftsstelle, Führungskräfte, bewusst am Vorstand vorbeigearbeitet? Das Ganze unter wohlwollender Beobachtung des Aufsichtsrats? Anders ist dieser Satz nicht zu interpretieren.
Welche Fehler Wehlend wirklich gemacht, welche vereinbarten Ziele er nicht erreicht oder an welche Absprachen er sich nicht gehalten hat? All das bleibt unbeantwortet.
Stil ist nicht das Ende des Besens
Noch einmal: Die Demission eines Vorstands gehört im Profifußball mitunter zum Geschäft. Dieses Risiko kannte Jürgen Wehlend genau.
Dass Wehlend und Eggert "nicht miteinander konnten", war bekannt und steht außer Frage. Die Mitteilung an die Mitglieder allerdings zeigt deutlich, dass man seitens des Aufsichtsrats von einer - norddeutsch - anständigen Trennung nichts hält.
Wer immer auch diese Mitteilung, an deren Ende nicht einmal ein "Dankeschön" oder "Alles Gute für die Zukunft" steht, geschrieben hat: Stil ist nicht das Ende des Besens.
Dieses Thema im Programm:
Nordmagazin | 04.06.2025 | 19:30 Uhr