
Hessen MT Melsungen vor letztem Heimspiel: Party, Abschiede und die Mini-Chance
Die beste Saison der Vereinsgeschichte steht für die MT Melsungen kurz vor dem Abschluss. Am Mittwoch will das Team deswegen seine Leistungsträger gebührend verabschieden, mit den Fans anstoßen und eine letzte Möglichkeit auf den großen Traum am Leben halten.
Ganz egal wie die Saison nun ausgeht für die Melsunger - sie wissen, wie man sie ausklingen lässt: Nach dem Spiel am heutigen Abend (19 Uhr) gegen den TBV Lemgo werden sich die Spieler unters Volk mischen und zusammen mit den Fans eine verdiente Feier veranstalten. Vor der Halle wird ein DJ auflegen, in den ersten 90 Minuten kosten die Getränke nur den halben Preis. Wer sich da noch schnell aufmachen will, dem sei gesagt: Es soll nur noch wenige Restkarten geben.
Die MT hat einen Run ausgelöst, auch durch ihre Heimstärke: In dieser Spielzeit haben die Bartenwetzer zu Hause keinen einzigen Punkt abgegeben. Alle Spitzenmannschaften wurden nacheinander in Kassel besiegt, die SG Flensburg-Handewitt dazu noch im DHB-Pokal. Erst am Sonntag schlug das Team die widerspenstigen Eisenacher mit einem echten Kraftakt und einer Parade von Oldie Carsten Lichtlein in letzter Minute.
1. Füchse Berlin 54:10
2. Magdeburg 53:11
3. Melsungen 52:12
Restprogramm
Berlin - Gummersbach (H), Rhein-Neckar Löwen (A)
Magdeburg - Flensburg (H), Bietigheim (A)
Melsungen - Lemgo (H), Potsdam (A)
Kann die MT noch Meister werden oder in die Champions League kommen?
Erster in der Heimtabelle, aber Vierter in der Auswärtstabelle - was wäre möglich gewesen, wenn die MT nur eines der Topspiele in der Fremde mehr für sich entschieden hätte?! Wohl der ganz große Wurf, sprich die Meisterschaft. Diese ist nur theoretisch immer noch drin, Melsungen hat mit dem Heimspiel gegen Lemgo und dem Auswärtsspiel beim Absteiger Potsdam das leichteste Restprogramm der Top3.
Magdeburg muss am Mittwoch gegen das Spitzenteam Flensburg ran (mit dem Bald-wieder-Melsunger Johannes Golla), Tabellenführer Berlin spielt am Donnerstag gegen Gummersbach - und am Sonntag bei den Rhein-Neckar Löwen. Besonderheit: Die Löwen verabschieden in dieser Partie ihren Pokalsieger-Trainer Sebastian Hinze und Star-Regisseur Juri Knorr. Das dürfte in Mannheim für besondere Motivation sorgen.
Prinzipiell stehen also einige Stolperfallen für die Konkurrenz auf dem Plan, wodurch die MT mit zwei Siegen zumindest den Champions-League-Rang zwei erreichen könnte. Dagegen aber spricht der Trend: Melsungen tat sich äußerst schwer gegen Eisenach und wurde in Berlin ordentlich auseinandergeschraubt. Die Berliner und Magdeburger hingegen gaben sich in den vergangenen Partien überhaupt keine Blöße. Beide Teams spielen auch nicht zu Unrecht in anderthalb Wochen um Europas Krone. Viel spricht daher dafür, dass die Tabellenkonstellation bis zum Sonntag unverändert bleibt.
Wer wird am Mittwoch verabschiedet?
Mit Elvar Örn Jonsson verlässt ein absoluter Ausnahmespieler die MT, der symbolisch für den Wandel des Klubs steht: Er wurde nicht als Star eingekauft, sondern dahin entwickelt. Jonsson schließt sich nun dem SC Magdeburg an. Außerdem geht nach einem Jahr mit Ian Barrufet ein Spieler, der überraschend schnell Fuß fasste und gerade auch vom Siebenmeter-Strich eine verlässliche Größe darstellte. Der Außen geht zurück nach Spanien zum FC Barcelona. Torhüter Adam Morawski kehrt ebenfalls in seine Heimat zurück, er schließt sich dort Kielce an.

Elvar Örn Jonsson verlässt die MT in Richtung Magdeburg.
Kreisläufer Rogerio Moraes wird ebenso verabschiedet (geht zu Montpellier) wie auch Jonathan Svensson und Tom Wolf. Der nach dem enormen Verletzungspech eingesprungene Felix Danner bekommt auch eine Verabschiedung. Viel mehr Bewegung auf der Abgangsseite dürfte nicht zu erwarten sein. Die Leistungsträger der MT wie Nebojsa Simic (bis 2029), Adrian Sipos (2026), Erik Balenciaga (2027) oder Dainis Kristopans (2027) haben langfristige Kontrakte.
Trumpft Oldie Carsten Lichtlein noch einmal auf?
Mit seiner Parade in allerletzter Sekunde rettete der 44-Jährige Carsten Lichtlein den Sieg gegen Eisenach, danach feierte ihn die Halle und seine Mitspieler sprangen ihm auf die Schultern. Als "Man of the Match" gab Lichtlein sein Trikot an einen glücklichen Tombola-Gewinner. Der Rekordspieler der Bundesliga ist ja nicht nur durch Paraden von enormem Wert für die MT, sondern coacht und dirigiert eigentlich durchgehend - auch wenn die Mannschaft im Angriff ist. Da hätte eine Hereinnahme von Lichtlein wohl auch beim Spiel in Berlin gut getan, allein um die souveränen Füchse etwas ins Nachdenken zu bringen.
Beim Spiel gegen Lemgo am Mittwoch hingegen dürfte Torwart Morawski in seinem letzten Heimspiel nach drei Jahren MT zwischen den Pfosten stehen - im Normalfall über die fast volle Distanz, bis er vor dem Ende sich dann den verdienten Applaus abholen kann. Der Pole hatte sich als absoluter Teamplayer hinter dem strahlenden Stammkeeper Simic bewährt und trotz feststehendem Abschieds bestens abgeliefert.
Es wird am Mittwoch also eine Mischung aus Party, Wehmut und Mini-Hoffnung. Doch wie drückte es der Hallensprecher schon vor dem Spiel gegen Eisenach aus: "Egal wie es aufgeht. Der Weg der MT ist noch nicht vorbei!"