
Hessen Hip-Hop-Festival Tapefabrik in Wiesbaden
Einen ganzen Abend ausschließlich hessische Rapperinnen und Rapper auf der Bühne: Das Underground-Rap-Festival Tapefabrik in Wiesbaden rückt dieses Jahr lokale Acts besonders in den Fokus. Mit dabei sind auch Größen der Szene.
Die Rapperin Alyzah aus Frankfurt und der Rapper Mädness, der bei Darmstadt aufgewachsen ist: Der Klang ihres Raps könnte nicht unterschiedlicher sein. Er rappt mit harten Beats, elektronischen Sounds und hessischem Dialekt, sie mit R&B, Soul und spanischem Flair.
Was sie vereint, ist aber nicht nur das vielseitige Genre Rap, das zum Hip-Hop gehört: Ihren Weg ins Musik-Business haben sie in Hessen gefunden, mittlerweile sind beide überregional bekannt. Auf dem Festival Tapefabrik in Wiesbaden haben sie am Wochenende nun ein Heimspiel.
Hessen-Spezial zum Auftakt
Das Festival bringt seit zehn Jahren Hip-Hop-Musikerinnen und -Musiker und Fans zusammen. Dieses Jahr sind es mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler auf vier Bühnen.
Erstmals gibt es dieses Jahr ein Hessen-Spezial. Einen Abend lang performen ausschließlich hessische Acts der Szene auf den Bühnen im Kulturzentrum Schlachthof.
Rap mit hessischem Dialekt
Mädness rappt teils mit hessischem Dialekt. Da war klar: Er darf auf dem Festival mit dem Hessen-Spezial nicht fehlen. "Ich fand das schon immer gut, Sachen so zu rappen, wie ich sie auch sagen würde. Deshalb haben sich immer mal hessische Worte oder Redensarten eingeschlichen", erzählt der Rapper. Damit wolle er authentisch sein, schließlich sei er Hesse durch und durch.

Mädness hat bei der Tapefabrik fast ein Heimspiel.
Nach neun Jahren in Berlin ist er zurück in seine Heimat Hessen gekommen. Für ihn ist klar: "Das Rhein-Main-Gebiet war schon immer sehr stark, was Rap angeht." Sowohl Straßenrap als auch Conscious Rap, bei dem es um politische Inhalte und Sozialkritik geht, oder auch andere Zielrichtungen – sie seien in Hessen stark vertreten. "Hier wurde schon immer gut gerappt", meint der Musiker.
"Der Rhein-Main-Sound ist rough"
"Ich finde der Rhein-Main-Sound und die Attitude sind sehr rough, dunkel und grau", ergänzt Rap-Kollegin Alyzah. Der deutsche Hip-Hop-Straßenrap hat ihrer Meinung nach in Frankfurt seinen Ursprung. "Das macht schon viel aus", sagt sie. Die Hip-Hop-Community in Frankfurt sei beispielsweise offener als in anderen Städten. "Hier gibt es auch Raum für Newcomer."

Rapperin Alyzah ist einer der hessischen Acts beim Festival Tapefabrik in Wiesbaden.
Dass die Förderung dieser Subkultur ausgerechnet von Wiesbaden aus geschieht, ist kein Zufall. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist hier die US-Armee stationiert. "Dadurch war Wiesbaden schon sehr früh geprägt von Hip-Hop und Rap", erklärt Tapefabrik-Veranstalterin Alexa Käser.
Lokale Strukturen fördern
Trotz der langen Geschichte: "Es ist für kleinere Acts, die außerhalb des Mainstream funktionieren, immer schwierig, live zu spielen”, sagt Käser. "Auch, sich ein Netzwerk aufzubauen, gerade außerhalb von Metropolen, wie Berlin oder Hamburg." Die Tapefabrik wolle solche lokalen Strukturen fördern.
Vor allem der Underground-Rap, der abseits vom Mainstream und unabhängigen Künstlerinnen und Künstlern produziert wird, findet auf dem Musikfestival seinen Platz.
Das ist besonders, denn Hip-Hop und Rap haben darin ihren Ursprung. "Aber der Underground findet eben nur in bestimmten Orten statt. Er wird nicht überall akzeptiert und ist nicht überall willkommen", erklärt Rapperin Alyzah. Auch Rapper Mädness hofft, dass mit dem Tapefabrik der "klassische Rap" wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Mehr als nur Musik
Doch das Musikfestival bietet nicht nur musikalische Beats. Am ersten Veranstaltungstag gibt es ein großes Programm von Panels und Talks über Graffiti-Ausstellungen bis hin zu Live-Podcasts. "taped!" heißt das Meet-Up, das Festivalfans zusätzlich besuchen könen. "Uns ist sehr wichtig, damit für die Kultur einen 'Hub' zu schaffen", betont Veranstalterin Alexa Käser.
Hier sollen sich alle Hip-Hop-Begeisterten inhaltlich austauschen können, auch über die Probleme, die die Szene derzeit beschäftigen: Zum Beispiel über die Möglichkeiten, sich als Musikschaffende überhaupt zu präsentieren.
Oder über die "Row Zero", bei der sich Fans unmittelbar an der Bühne aufhalten und die durch das mutmaßliche Groupie-Rekrutierungssystem der Band Rammstein mediale Aufmerksamkeit erlangt hat. Auch die Sichtbarkeit von FLINTA* in der männerdominierten Rap-Szene ist Thema.
"Frauen müssen sich doppelt beweisen"
Rapperin Alyzah hat sich in der Szene etabliert. Aus ihrer Sicht seien Männer mittlerweile zwar toleranter, einfach sei es als Frau aber bis heute nicht.
"Was mich aufregt ist, dass Frauen sich immer doppelt beweisen müssen. Das ist auch ein gesellschaftliches Ding, dass erst mal ein Mann sagen muss 'Die hat's drauf', bevor andere Männer auch sagen: 'Okay, die hat's wirklich drauf'", ärgert sich die 28 Jahre alte Frankfurterin.
Plattform von der Szene für die Szene
Als bisexuelle Frau will sie andere Frauen außerdem empowern, "den Mund aufzumachen", für sich einzustehen und darüber hinwegzusehen, was andere denken. Sie findet, man müsse "auch mal gegen andere schießen". Ihre Haltung: "Einfach das Blatt umdrehen. Das, was die Rapper mit den Frauen machen, so mache ich das mit den Männern."
Das will Alyzah auch auf dem Festival vermitteln mit ihren Texten. Das Tapefabrik-Musikfestival bringt dieses Jahr wieder verschiedenste Musiker mit unterschiedlichen Rap-Ausrichtungen und Fans zusammen - als Plattform von der Szene für die Szene.
Mit dabei ist auch das hr-Format Deutschrap ideal.