
Hessen Hellmann "on fire": Eintracht Frankfurt holt vor Tottenham die Emotions-Keule raus
Unmittelbar nach dem Sieg gegen Heidenheim dreht sich bei Eintracht Frankfurt alles nur noch um das Viertelfinal-Rückspiel gegen Tottenham. Vorstandssprecher Axel Hellmann ist schon jetzt "on fire". Spieler, Club, Stadt und Fans sollen folgen.
Am Sonntag war bei Eintracht Frankfurt wieder einmal einer dieser Tage. Vorstandssprecher Axel Hellmann, das war schon lange vor seinem Auftritt erkennbar, schlich durch die Katakomben und hatte sich etwas vorgenommen. Da sein Vorgänger in der Mixed Zone, Jean-Matteo Bahoya, etwas länger auf einen Dolmetscher warten musste, verzögerte sich Hellmanns Redebeitrag zunächst etwas. Dann legte der 53-Jährige aber richtig los. "Ich bin ganz selten hier, es gab lange keinen Anlass", sagte er. "Aber am Donnerstag muss es knallen."
Dazu muss man wissen: Sobald Hellmann bei der Eintracht in die Offensive geht und den Weg in die Öffentlichkeit sucht, ist es vorbei mit Phrasen und Allgemeinplätzen. Wenn der Eintracht-Boss spricht, geht es ans Eingemachte und wahlweise dem VAR an den Kragen, um die Einordnung einer besonderen Situation oder um große Emotionen. "Ich bin richtig on fire", sagte Hellmann dieses Mal. Der Grund für sein Vorpreschen demnach: das Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League am Donnerstag gegen Tottenham Hotspur. "Wir müssen da richtig Druck machen."
Voller Fokus auf Tottenham
Direkt nach dem 1:1 im Hinspiel am vergangenen Donnerstag hatte die Eintracht den Fokus auf das richtungsweisende Bundesliga-Spiel gegen Heidenheim gerichtet, unmittelbar nach Abpfiff interessierte der 3:0-Sieg im Grunde aber schon niemanden mehr. Die Hessen stehen wieder einmal vor einer historischen Chance und wollen den Traum vom zweiten Europa-League-Titel innerhalb von nur drei Jahren unbedingt aufrechterhalten. Einen besseren Zeitpunkt für einen flammenden Appell gibt es wohl nicht, Vorhang auf für Hellmann.
"Wir wollen mit der gesamten Kraft des Stadions weiterkommen. Ich weiß, was das für die Menschen, die Stadt und den Club bedeutet", legte er los. "Wir müssen Tottenham zeigen, dass es hier gegen uns in der Europa League nichts zu gewinnen gibt. Das Stadion wird entflammt sein und Wucht haben, wir müssen fast bis zur Selbstaufgabe alles geben." Klare Worte, klare Botschaft. Das Duell mit den Spurs wird alles andere als ein normales Fußballspiel, schon vier Tage vor Anpfiff schickt die Eintracht die ersten Liebesgrüße nach England. Ihr könnt gerne kommen, zu holen gibt’s für euch hier aber gar nix.
Ein Credo, das Hellmann am Sonntagabend mit jeder Faser seines Körpers vorlebte und nun in die Stadt und den Verein weitertragen will. "Das werde ich die ganze Woche bei jeder Gelegenheit und jeder Begegnung ansprechen. Ich bin abgrundtief davon überzeugt, dass wir Tottenham schlagen können."
Tottenham hat auswärts große Probleme
Nun wird die Emotions-Keule allein sicher nicht ausreichen, um das Premier-League-Team in Verlegenheit zu bringen. Schaden wird eine aufgeheizte und zusätzlich angestachelte Atmosphäre aber sicher auch nicht. Die Mannschaft von Coach Ange Postecoglou, die in der Liga weit abgeschlagen ist und im Gegensatz zur Eintracht bei der 2:4-Niederlage bei den Wolverhampton Wanderers am Sonntag gleich reihenweise Stammspieler schonen konnte, ist vor allem auswärts anfällig.
In der Liga verloren die Spurs zehn von 16 Gastspielen, in der Europa League setzte es Niederlagen bei Galatasaray und in Alkmaar, bei den Rangers reichte es nur zu einem Punktgewinn. "Sobald englische Teams die Insel verlassen, verlieren sie an Qualität", so Hellmann. Dass Tottenham auf europäischer Bühne in dieser Saison lediglich bei Ferencvaros Budapest und der TSG Hoffenheim gewinnen konnte, stützt diese These. Die Spurs haben es gerne etwas ruhiger, die Stimmung in der Frankfurter Arena kann definitiv ein Faktor werden.
Knauff bekommt Hellmann-Sonderbehandlung
Ob auch der weiterhin angeschlagene Ansgar Knauff ein ebensolcher Faktor werden kann, ist indes weiter offen. Eintracht-Trainer Dino Toppmöller ist zwar guter Dinge, dass der U21-Nationalspieler, der mit seinen Toren gegen Barcelona und West Ham vor drei Jahren entscheidenden Anteil an der Final-Teilnahme hatte, gegen Tottenham zumindest im Kader stehen kann. Auch in dieser Causa will Hellmann aber nichts unversucht lassen. "Ich habe mir den Knauff schon geschnappt und ihm gesagt, dass das genau sein Spiel wird. Seine Augen haben geleuchtet."
Genau das soll sich Hellmann zufolge nun möglichst auf ganz Frankfurt übertragen. Tottenham stand wohl schon vor angenehmeren Dienstreisen.