FSV-Fans feiern Ende April im Hessenpokal-Halbfinale.

Hessen Ausstellung und Zukunftspläne: FSV Frankfurt feiert 100 Jahre Vizemeisterschaft

Stand: 07.06.2025 08:15 Uhr

Olympiasieger und Titel der Fußballerinnen - der FSV Frankfurt hatte immer wieder Grund zum Feiern. Jetzt begeht der Club ein besonderes Jubiläum. Vor einem Jahrhundert spielten die "schwarz-blauen Fußballgötter" um die großen Weihen.

Neidisch auf den großen Stadtnachbarn und dessen jüngste Errungenschaften ist Präsident Michael Görner vom FSV Frankfurt nicht. Während sich die Eintracht in der kommenden Saison auf magische Europapokal-Duelle in der Champions League freuen darf, heißen die Gegner des Fußball-Regionalligisten auch dann wieder Bahlinger SC, FC-Astoria Walldorf oder TSV Steinbach Haiger.

Das sind keine klangvollen Namen. Der Eintracht gönnt Görner den Erfolg aber trotzdem. "Es gibt ja dieses alte Motto: Wir sind alles Frankfurter Jungs. Insofern freuen wir uns natürlich, dass unser Bundesligist sich für die Champions League qualifiziert hat", sagt der FSV-Boss. Die beiden Vereine trennen inzwischen sportlich und wirtschaftlich Welten. "Insofern gibt es da überhaupt keine Rivalität und schon gar keinen Neid", betont Görner. Dabei hatten vor einem Jahrhundert noch die "Schwarz-Blauen" den Ton in der Stadt angegeben.

Ausstellung zum Final-Jubiläum

Denn der Club aus dem Stadtteil Bornheim hatte vor 100 Jahren - am 7. Juni 1925 - als erste Frankfurter Mannschaft überhaupt an einem Finale der deutschen Fußballmeisterschaft teilgenommen. 0:1 nach Verlängerung unterlag der FSV dem 1. FC Nürnberg - und das ausgerechnet im damals gerade eröffneten Frankfurter Waldstadion, das inzwischen bekanntlich die Heimat der Eintracht ist.

Michael Görner FSV Frankfurt

Michael Görner kann auch gönnen.

"Da sind wir schon sehr stolz drauf", sagt Franziska Blendin, die die Vorsitzende der Fan- und Förderabteilung des FSV ist. Unter dem Titel "Schwarz-blaue Fußballgötter - 100 Jahre Vizemeister FSV Frankfurt" eröffnet die Abteilung am Donnerstag um 19.30 Uhr in der Johanniskirche in Bornheim eine Ausstellung. Dann können Fußballromantiker in Erinnerungen schwelgen. Der FSV werde immer wieder mit dem verlorenen Finale in Verbindung gebracht, sagt Görner. "Insofern hat es schon einen Stellenwert." Er selbst habe viele Jahre bei sich zu Hause ein eingerahmtes Poster von der Final-Mannschaft gehabt, berichtet der Funktionär. Der Verein hat in seiner ruhmreichen und mehr als 125 Jahre langen Historie aber nicht nur die Endspiel-Niederlage als sportlichen Höhepunkt zu bieten.

Ein Leichtathletik-Olympiasieger und erfolgreiche Fußballerinnen

In der "Hall of Fame" befindet sich der frühere 100-Meter-Weltrekordhalter Armin Hary. Der heute 88-Jährige holte für den FSV startend über diese Distanz 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom die Goldmedaille. Eine besonders erfolgreiche Zeit erlebten die "Schwarz-Blauen" mit ihren Fußballerinnen, für die einst auch Rekordnationalspielerin Birgit Prinz aktiv war. Drei deutsche Meisterschaften und fünf DFB-Pokalsiege holten die Frauen vom Bornheimer Hang. Ähnlich wie die Männer wurden aber auch sie von einem Stadtrivalen verdrängt. Der 1. FFC Frankfurt, der später mit der Eintracht fusionierte, lief dem FSV den Rang ab.

Die überaus erfolgreiche Frauenabteilung hatte sich vor 20 Jahren aufgelöst. Die Männer haben sich nach turbulenten Jahren, Schlammschlachten in der Führungsriege und einer Insolvenz der Fußball GmbH 2017 zumindest in der viertklassigen Regionalliga etabliert. Dort aber ringt der Club um Bedeutung. In der abgelaufenen Saison belegte der FSV nach einem zweiten Platz nach der Hinrunde am Ende den fünften Rang - und übertraf damit sogar die Erwartungen. "Wir hatten uns vor der Saison eigentlich vorgenommen, dass wir möglichst schnell nichts mit dem Abstieg zu tun haben", erklärt Görner. 

Im Halbfinale des Hessenpokals musste man sich im Stadion am Bornheimer Hang dem Drittligisten SV Wehen Wiesbaden nur knapp 0:1 geschlagen geben. In dem Wettbewerb ist das Ziel Jahr für Jahr, so weit wie möglich zu kommen.

Stolz aufs Nachwuchsleistungszentrum

In der Regionalliga lautet mittelfristig das Ziel, oben mitzumischen, betont Görner. Zur Strategie soll auch in Zukunft gehören, dass der Club Spieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft hochzieht. Angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen ist das quasi alternativlos. 

Aktuell ist der FSV einer von nur neun Regionalligisten, der überhaupt ein solches vom Deutschen Fußball-Bund anerkanntes Nachwuchsleistungszentrum hat. "Also das zeigt schon, welchen Stellenwert wir beim FSV dem Nachwuchsleistungszentrum zuordnen", sagt Görner. Die Talent-Schmiede sei ein "wesentlicher Erfolgsfaktor für die Entwicklung der Regionalliga-Mannschaf", so der Präsident weiter. 

Wenn es nach dem 64-Jährigen geht, dann soll die Entwicklung irgendwann auch wieder in die 3. Liga führen. "Inwieweit und wann wir das schaffen, einen Aufstieg realistisch zu machen, muss man sehen", sagt Görner. Im Sport aber sei "alles möglich". Und ein Finale das jährliche Ziel: Auch wenn es das Endspiel des Hessenpokals und nicht um die deutsche Meisterschaft ist.