
Hamburg Podcast "Feel Hamburg" mit Schauspielerin Nina Petri
Die preisgekrönte Schauspielerin Nina Petri, die in vielen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat, gibt in der neuen Folge von "Feel Hamburg" Einblicke in ihre Kindheit, ihre ersten Theatererfahrungen und die Rückschläge, die sie zu dem Menschen geformt haben, der sie heute ist.
"In der Grundschule wusste ich schon, dass die Nina Schauspielerin werden will", erzählt Nina Petri im Gespräch mit "Feel Hamburg"-Host Daniel Kaiser. Doch der Weg auf die Bühne begann holprig. "Jedes Jahr gab es irgendeine Art Singspiel, wo die Eltern dann sitzen und das brav ertragen. Einmal gab es zu Weihnachten das Krippenspiel. Meine Klassenlehrerin bot mir die Hauptrolle als Maria an, aber ich habe den Text nicht gelernt. Da wurde ich erstmal zum Erzengel degradiert. Das war immerhin der, der in der Mitte stand. Aber da habe ich meinen Text auch nicht gelernt und dann durfte ich nur noch einen der Engel an der Seite spielen, die einfach so da standen."
Lob von der Kultursenatorin
Erst auf dem Gymnasium entfaltete sich ihr Talent richtig. "Ich habe später in der Schule wirklich intensiv Theater gespielt. Wir hatten eine tolle Theatertruppe, die ein ehemaliger Schauspieler geleitet hat." Ein besonderes Erlebnis aus dieser Zeit ist Nina Petri bis heute in Erinnerung: "Anfang der 80er gab es irgendein Schuljubiläum und wir sollten etwas aufführen. Ein Lehrer sagte zu mir: Mensch Nina, du willst doch Schauspielerin werden. Ich würde gerne für dieses Jubiläum die letzte Szene aus 'Nora oder ein Puppenheim' von Ibsen aufführen."
Petri spielte die entscheidende Szene, in der sich die Hauptfigur von ihrem Mann trennt - ein mutiger Moment, besonders für ein Schulstück. "Im Publikum saß unsere damalige Kultursenatorin Helga Schuchardt. Die hat nach dieser Aufführung bei dem Lehrer angerufen und sich erkundigt, wer denn diese hochbegabte junge Schauspielerin beziehungsweise Schülerin gewesen sei. Das hat mich vielleicht stolz gemacht. Da wusste ich natürlich, ich bin absolut richtig mit dem, was ich machen will."
"Ich bin eine Kämpferin"
Doch ihr Leben war nicht nur von Erfolgen geprägt. Mit nur 13 Jahren wurde Nina Petri bei einem Autounfall schwer verletzt. Dieser Moment hat ihr Leben nachhaltig verändert. "Fast ein halbes Jahr habe ich im Krankenhaus gelegen. Ich konnte nichts mehr, meine beiden Beine waren kaputt, zertrümmert, denn da ist das Auto drübergefahren. Auch mein Kopf war ziemlich kaputt. Und um ehrlich zu sein, ich weiß sogar, dass ich dem Tod schon sehr nah war. Ich hatte eine Nahtoderfahrung, aber ich bin wieder zurückgekommen. Gott sei Dank."
Dieser Schicksalsschlag machte sie reifer und entschlossener denn je. "Ich glaube, dass dieser Unfall mein Leben nachhaltig in eine andere Richtung gebracht und mich charakterlich geformt hat", ist Nina Petri überzeugt. "Wenn man sowas mit 13 Jahren erlebt, das macht schon was mit einem. Ich bin danach wirklich über mich hinausgewachsen." Sie habe die Pubertät mehr oder weniger übersprungen, denn "in der Zeit, wo die anderen rumgeflirtet haben und albern waren, habe ich über Leben und Tod nachgedacht und in diesem halben Jahr Bücher gelesen, die, glaube ich, 13-Jährige sonst nicht lesen."
Anstatt sich von den Folgen des Unfalls entmutigen zu lassen, kämpfte sie sich ins Leben zurück. "Danach, als ich wieder laufen konnte und auch wieder aussah wie ein Mensch, war alles, was ich mir vom Leben wünschte, noch mal stärker. Und ich habe gesagt: So, Leute, jetzt erst recht. Zum Beispiel wollte ich immer Ballett tanzen, vorher schon. Das durfte ich aber nie, weil ich mit einem Klumpfuß zur Welt gekommen war. Aber als ich wieder laufen konnte, habe ich gesagt: Und jetzt will ich Ballett tanzen." Zwar hätten sie alle für verrückt gehalten, aber trotzdem sei sie danach von ihrem Umfeld in jeder Hinsicht auch in Bezug auf Ihren Schauspielwunsch, gefördert worden. "Ich wusste, dass ich mein Leben in die Hand nehmen musste. Ich bin eine Kämpferin!"
Demütigender Gang zum Sozialamt
Neben den körperlichen und emotionalen Herausforderungen gab es auch wirtschaftliche Tiefpunkte im Leben von Nina Petri. "Ich weiß, was Armut ist. Meine Eltern wollten freiwillig keinen Unterhalt bezahlen und dann kam auch noch meine Schwangerschaft dazu. Da konnte ich nicht arbeiten und mein Mann, der Vater meiner Kinder, der kam aus Brasilien und hatte eben auch noch keinen Job hier," erinnert sich die Schauspielerin. In dieser Situation, mit Zwillingen schwanger und ohne Einkommen, musste die junge Familie plötzlich wieder ganz unten anfangen und Sozialhilfe beziehen. "Und das war alles nicht sehr freundlich", sagt Nina Petri kopfschüttelnd. "Wir wurden nicht behandelt wie Menschen, die eigentlich bisher ihr Leben selbständig gestaltet haben, sondern wie Schmarotzer. Das war ganz schrecklich und ich hatte zwei Kinder im Bauch. Also das war gruselig." Zum Glück habe sich das Blatt danach aber bald wieder gewendet. Nina Petri wurde zu einer mehrfach ausgezeichneten Schauspielerin, die mit beiden Beinen fest im Leben steht.
Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Nina Petri auch, wie sie von ihrer ersten Gage einen Opel Manta gekauft hat, erinnert sich an aufregende Autobahn-Flirts und erzählt, wie sie mit ihrem Mentoringprogramm jungen Menschen zu einem selbstsicheren Auftreten in der Öffentlichkeit verhilft.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 16.04.2025 | 20:00 Uhr