
Hamburg Umarmung statt Groll: Jacopo Bellussi verlässt Hamburg Ballett
Das Hamburg Ballett ist derzeit in vieler Munde. Tänzer werfen dem neuen Chef Demis Volpi schlechte Kommunikation und ein toxisches Arbeitsklima vor. Fünf Erste Solisten haben gekündigt. Der erste von ihnen hatte nun seine letzte Vorstellung: Jacopo Bellussi.
Natürlich schauen viele an seinem letzten Abend auf ihn. Und Jacopo Bellussi macht es gut: geschmeidig, konzentriert und mit einer selbstverständlichen Ausstrahlung tanzt er seinen Romeo - eine seiner ersten Rollen, als er 2012 zum Hamburg Ballett kam. Seitdem hat er nicht nur in unzähligen Stücken getanzt, John Neumeier hat Rollen in "Tatjana" oder der "Duse" für ihn kreiert. Jacopo Bellussi hatte Soli im "Beethoven Projekt" oder Neumeiers letztem Stück "Epilog".
Schon in der Pause wird der Blumenregen zum Schlussapplaus für ihn vorbereitet. Sabine Dawert von den Ballettfreunden Hamburg und seit über 40 Jahren Ballett-Fan kennt Jacopo Bellussi gut. Ein "lieber Mensch" sei er und "er ist eben ein toller Tänzer", sagt sie, "ganz natürlich. Gerade auch in dieser Rolle: vorher glücklich und verliebt - nachher traurig und verzagt. Das bringt er ganz schön rüber."
Große Aufgaben warten auf Jacopo Bellussi
Dass er nun schon seine letzte Vorstellung hatte und nicht bis zum Ende der Spielzeit bleibt, habe terminliche Gründe, hieß es. Der 32-jährige Italiener wird Direktor des renommierten "Nervi" Tanzfestivals in Genua. Das startet bereits am 28. Juni. Es ist Italiens erstes und wichtiges Tanzfestival.
Tanzstars der Pariser Oper und vom Royal Ballet London sind da, und das Stuttgarter Ballett gehört sicher auch zu den Highlights. Auf der Abschluss-Gala am 27. Juli in Genua wird Jacopo Bellussi auch selbst zu sehen sein. Eine große Aufgabe also. Außerdem tanzt er weiter als Gast in Toulouse.
Abschied offenbar ohne Groll
Nach drei Stunden ist dieser letzte Abend in Hamburg vorbei. Jacopo Bellussi wird mit Standing Ovations und vielen Blumen verabschiedet. Auch Ballettintendant Demis Volpi umarmt ihn auf der Bühne. Auch wenn sich Jacopo Bellussi zur aktuellen Situation vom Hamburg Ballett auf Anfrage nicht äußern wollte - im Groll geht er offenbar nicht.
In der Pressemitteilung zu den Kündigungen hieß es im April, er bedanke sich bei John Neumeier und bei Demis Volpi für "die Freiheit, neben seiner Rolle als Erster Solist des Hamburg Ballett auch andere Engagements ausüben zu können". Diese besonderen Jahre werde er "immer im Herzen tragen".
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 02.06.2025 | 19:00 Uhr