Novak Djokovic (l.) und Alexander Zverev geben sich die Hand.

Hamburg French Open: Djokovic ist für Zverev heute die große Bewährungsprobe

Stand: 04.06.2025 16:20 Uhr

Tennisprofi Alexander Zverev muss heute im Viertelfinale der French Open Novak Djokovic knacken. Der serbische Altmeister tritt in Paris entspannt wie selten auf - und könnte gerade deshalb besonders gefährlich werden.

Djokovic radelte um den Triumphbogen, feierte bei der PSG-Party im Prinzenpark und gab den Laudator beim Nadal-Abschied: Paris erlebt derzeit den lockersten und unternehmungslustigsten "Djoker" der Geschichte. Für ihn selbst sei das nichts, sagt Zverev: "Ich bin niemand, der viel rausgeht. Ich spiele lieber eine Runde mehr Mario Kart."

Was das bessere Konzept ist, wird sich heute zeigen. Dann treffen der Grand-Slam-Rekordsieger Djokovic (24 Titel) und der auf Major-Ebene noch titellose Hamburger im Viertelfinale von Roland Garros aufeinander. Das Duell findet zur "Prime Time" statt und wird als Spätsession ab (frühestens) 20.15 Uhr auf dem Court Philippe Chatrier ausgetragen.

Zverev: Djokovic "niemals nur Außenseiter"

Um im 37. Anlauf sein erstes Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, muss der 28-jährige Zverev zunächst einen zehn Jahre älteren Spieler aus dem Weg räumen. Nur: Djokovic ist kein gewöhnlicher Enddreißiger. Sondern ein notorischer Endgegner. "Novak sagt, dass er sich nicht wie 38 fühlt. Und das zeigt er", sagt Zverev, "vor allem weiß er, was es bedeutet, Matches auf großer Bühne zu spielen. Es gibt viele Faktoren, die für ihn sprechen. Auch in seinem Alter."

Eigentlich spräche ja vieles für Zverev. Er ist jünger, körperlich überragend, in der Weltrangliste höher platziert, Sand ist sein bester Belag, und er konnte im Achtelfinale gegen Tallon Griekspoor, der nach 51 Minuten aufgab, Kraft sparen. Dennoch weiß auch er, dass man gegen den "Djoker" eigentlich nie der Favorit sein kann. "Er wird niemals nur Außenseiterchancen haben", sagt Zverev.

Djokovic will nächsten Meilenstein

Carlos Alcaraz, der mögliche Finalgegner, bleibe sein Titel-Favorit. Doch dahinter sehe er Jannik Sinner, auf den der Weltranglistendritte aus Hamburg eventuell im Halbfinale trifft, Djokovic und sich selbst auf einer Höhe. Djokovic, der 2024 aus ähnlicher Gemengelage heraus in Paris Olympiasieger wurde, nimmt an solchen Debatten nicht teil, der einst ständig höchsttemperierte Tennis-Dampfkochtopf doziert lieber über das Glück des Augenblicks.

"Der Sport hat mir so viel gegeben", sagt er, deshalb genieße er einfach jedes Match. Aber auch mit 38 erfreuen Djokovic erreichte Meilensteine. Kurz vor Roland Garros gewann er sein 100. Turnier, am Montag beim 6:2, 6:3, 6:2 gegen Cameron Norrie sein 100. French-Open-Match. "Eine schöne Zahl", sagte er, "aber die 101 ist eine schönere." Djokovic ruht in sich. Er hat nichts mehr und niemandem etwas zu beweisen. Zum 16. Mal in Folge steht der Serbe in Paris-Viertelfinale, das ist schwindelerregend.

Zverev: "Es wird ein harter Kampf"

Doch was spricht nun für Zverev? Das Mentale nicht - niemand seit Brad Gilbert kriecht derart in den Kopf des Gegners wie Djokovic. "In den allerwichtigsten Momenten möchte ich lieber gegen jeden anderen spielen", hatte Zverev nach der Fünfsatz-Niederlage im US-Open-Halbfinale 2021 gesagt. Körperlich? "Novak hatte bislang keine wirklich physischen Matches, er ist topfit", sagt Zverev.

Doch in Runde zwei und im Achtelfinale ließ sich der Serbe früh behandeln, Zipperlein nehmen zu, 2024 konnte er kniebedingt nicht zum French-Open-Viertelfinale antreten, 2025 gab er im Melbourne-Halbfinale gegen Zverev auf.

Je länger das Spiel, desto besser für Zverev. "Es wird ein harter Kampf, ein schwieriges Match", sagt er. Eines, das durchaus über seinen weiteren Werdegang mitentscheiden könnte. Denn letztlich wird am Karriereende nach Grand-Slam-Siegen abgerechnet.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 03.06.2025 | 08:17 Uhr