
Brandenburg Gewalttat in Potsdam: Staatsanwaltschaft fordert fast 13 Jahre Haft nach tödlicher Attacke auf Wachmann
In einer Potsdamer Asylbewerberunterkunft ist es im vergangenen Mai zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung gekommen. Ein Wachmann erlag seinen Verletzungen. Nun wird das Urteil gegen die tatverdächtige Person gesprochen.
Im Prozess um eine tödliche Messerattacke auf einen Wachmann einer Potsdamer Flüchtlingsunterkunft hat die Staatsanwaltschaft eine lange Haftstrafe für die angeklagte Person gefordert. Die Vertreter der Behörde hätten wegen Totschlags und Körperverletzung eine Gesamtfreiheitsstrafe von zwölf Jahren und acht Monaten am Landgericht in Potsdam beantragt, teilte eine Sprecherin des Gerichts am Montag mit.

Urteil soll am Mittwoch verkündet werden
Es handele sich um einen Indizienprozess, räumte die Staatsanwaltschaft am Montag ein. Es deute aber alles auf die Täterschaft der Angeklagten hin, hieß es im Plädoyer weiter. Es wurden aber keine eindeutigen DNA-Spuren der angeklagten Person gefunden.
Im Zweifel für die angeklagte Person, argumentierte die Verteidigung in ihrem Plädoyer. Es gebe keine Beweise, dass sie am Tatort war. Keine Hinweise auf andere Tatverdächtige zu haben, sei kein Beweis. Die Verteidigung forderte daher hinsichtlich des Tatvorwurfs des Totschlags einen Freispruch.
Die Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung bezieht sich auf einen anderen Zwischenfall in der Gemeinschaftsunterkunft.
Am Mittwoch soll nun am Landgericht das Urteil verkündet werden.
Der 38 Jahre alten angeklagten Person mit südafrikanischer Staatsangehörigkeit wird vorgeworfen, im vergangenen Jahr einen syrischen Sicherheitsmann mit einem Messer in die Brust gestochen haben. Der 33-Jährige war daraufhin mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden und dort verstorben.
Laut Anklageschrift soll die angeklagte Person in der Nacht im Eingangsbereich auf den Sicherheitsmann getroffen sein. Dieser hatte ihr laut Staatsanwaltschaft bereits zuvor gesagt, dass sie die Unterkunft nicht mit einem Messer betreten dürfe. Als er sie erneut darauf ansprach, sei sie auf ihn losgegangen und habe ihm das Messer zweimal in die Brust gestochen. Am ersten Prozesstag schilderte der Arbeitskollege des Opfers die Geschehnisse aus der Todesnacht aus seiner Sicht.

Verdächtige Person wurde in Berlin festgenommen
Nach der Tat auf dem Gelände der Asylunterkunft in der Geschwister-Scholl-Straße war die verdächtige Person, die in dem Heim wohnte, geflüchtet. Die Polizei leitete daraufhin eine Großfahndung ein. Einsatzkräfte suchten in Potsdam auch im benachbarten Park Sanssouci. Später erkannte ein in zivil eingesetzter Beamter die verdächtige Person am Alexanderplatz in Berlin. Alarmierte Kräfte der Bundespolizei konnten sie im Umfeld des Bahnhofs Zoologischer Garten festnehmen.
Nach einem Haftbefehl sitzt die Person nun in Untersuchungshaft. Zum Prozessauftakt am 20. Februar hatte sich die angeklagte Person nicht geäußert. Über ihre Anwältin teilte sie jedoch mit, dass sie die Vorwürfe abstreite.
In der Flüchtlingsunterkunft im Westen der Landeshauptstadt Potsdam waren zum Tatzeitpunkt laut Stadtverwaltung 30 Menschen in 17 Zimmern untergebracht, überwiegend Familien. Mittlerweile ist das Heim geschlossen. Die Schließung war Teil einer größeren Umstrukturierung der Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete in Potsdam. Im Rahmen dessen wurden temporäre Einrichtungen aufgegeben.
In dem Gebäude wurde früher ein Hotel mit dem Namen "Schlossgarten" betrieben. 2022 hatte es die Stadt für die Unterbringung von Geflüchteten gemietet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 16.4.2025, 19:30 Uhr