
Kinder- und Jugendschutz Justizministerin will Altersgrenze für Social Media
Sollten Instagram oder TikTok erst ab einem bestimmten Alter nutzbar sein? Ja, meint Bundesjustizministerin Hubig. Es gehe um Schutz statt Selbstdarstellungsdruck. Auch ein Handyverbot an Schulen wird weiter diskutiert.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig hat sich für eine Altersgrenze bei sozialen Medien ausgesprochen. Eine klare und vor allem wirksame Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien schütze Kinder in ihrer Privatsphäre und fördere zudem eine gesunde Entwicklung, sagte die SPD-Politikerin der Nachrichtenagentur dpa. "Kinder und Jugendliche brauchen Schutz statt Selbstdarstellungsdruck."
Eine Erleichterung wäre das nach Einschätzung der Ministerin auch für Eltern, die dann nicht mehr Tag für Tag mit ihren Kindern über deren Aktivitäten auf Social Media diskutieren müssten. Erste Erfahrungen auch in anderen Ländern deuteten darauf hin, dass sich eine solche Einschränkung positiv auf Kinder und Jugendliche in Schulen auswirke. Dort gebe es dann "weniger Mobbing, mehr Konzentration, sozialeres Miteinander", so Hubig.
Australien hat Social Media erst ab 16
Australien hatte vergangenes Jahr als erstes Land eine Altersbeschränkung für soziale Medien eingeführt. Dort gibt es TikTok, Instagram, Facebook und Co. nur noch ab 16 Jahren.
Auch auf EU-Ebene wird das Thema diskutiert. So fordern Frankreich, Griechenland, Spanien und Belgien die EU-Kommission auf, Lösungen zu finden für ein Mindestalter für sozialen Medien.
"Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion wirklich vernachlässigt"
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther befürwortet Social Media ab 16 Jahren. "Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt", sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag. Es sei höchste Zeit, dass alles getan werde, damit Unter-16-Jährige "frei von Social Media in unserer Gesellschaft aufwachsen können".
Handyverbot an Schulen
Neben einer Altersgrenze für soziale Medien ist auch die Handynutzung an Schulen immer wieder Thema. Einheitliche Regeln zur Handynutzung an Schulen gibt es in Deutschland nicht, da Schulen und Bildung in der Kompetenz der Länder liegen. Sie müssten sich auf ein einheitliches Vorgehen verständigen, was aktuell nicht in Sicht ist, wie im März bei Beratungen der Bildungsminister der Länder deutlich wurde.
Einige Länder haben bereits Verbote oder planen Einschränkungen. Im Fokus stehen dabei vor allem die Grundschulen. So dürfen in Bayern Grundschüler Mobiltelefone auf dem Schulgelände nicht benutzen, bei den älteren Jahrgängen bleibt die Entscheidung den Schulen überlassen. In Brandenburg, Hessen, dem Saarland oder Thüringen sind ebenfalls Verbote für die unteren Klassenstufen geplant.
Bremen führt Mitte August ein Handyverbot für Schülerinnen und Schüler bis zur 10. Klasse ein. Sie dürfen das Handy dann nur noch ausgeschaltet in der Tasche haben. Wie eine Sprecherin des Bildungsressorts sagte, stützt sich die Entscheidung auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Die hätten die negativen Auswirkungen der Handynutzung auf die Lernfähigkeit, die soziale Entwicklung und die Gesundheit von Kindern belegt.
Bundesfamilienministerin will Handys an Grundschulen verbieten
Auch Bundesfamilienministerin Karen Prien wies jüngst auf die negativen Folgen von Handynutzung hin. Konzentrationsfähigkeit und Kommunikationsfähigkeiten litten unter zu hohen Bildschirmzeiten, sagte die CDU-Politikerin der Welt am Sonntag. 2023 hatte sie als erste Landesministerin ein Handyverbot an Grundschulen eingeführt. Auch als Bundesministerin hatte sie sich bereits für ein Handyverbot an Grundschulen ausgesprochen.
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies sprach sich jüngst gegen ein pauschales Handyverbot aus. Die Schulen sollten selbst entscheiden, sagte der SPD-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Wichtig sei auch die Frage der Medienkompetenz.
Experten sehen generelles Verbot kritisch
Auch Experten sind uneins. Der Bildungsforscher Klaus Zierer sprach sich für ein Handyverbot aus. Es müsse "absolut weggesperrt werden"; für einen guten Unterricht" brauche man es nicht, sagte Zierer kürzlich dem Bayerischen Rundfunk.
Das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) ist dagegen. Heranwachsende sollten nicht davon ausgeschlossen werden, digitale Netzwerke und Plattformen zu nutzen, teilte das JFF im April mit. Ein solches "realitätsfernes Verbot" konterkariere medienpädagogische Bemühungen, junge Menschen größtmöglich zu befähigen, Medien kritisch zu nutzen und sich an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen.