
Humanitäre Lage in Gaza "Nicht einmal eine Schale Reis für unsere Kinder"
Nach zwei Monaten israelischer Blockade neigen sich die Essensvorräte im Gazastreifen dem Ende zu. Vor allem für Kinder ist die Lage dramatisch. Nun gibt es Spekulationen über eine mögliche Wiederaufnahme der Hilfen.
Es sind ganz überwiegend Kinder, die Plastikschalen, Töpfe, Gefäße jeder Art zu den Männern der Suppenküche in Chan Yunis entgegenstrecken. Ein kleines Mädchen ganz vorne schreit verzweifelt. In dem Gedränge scheint ihre Portion auf den Boden gefallen zu sein, bevor einer der Helfer ihren Topf erneut nimmt und ihn mit einem Klacks Reis wieder füllt.
Es sind Szenen vom Freitag, die die Nachrichtenagentur AP veröffentlicht hat. Szenen, die sich an den Suppenküchen der internationalen Hilfsorganisationen in den Ruinenstädten des Küstenstreifens jeden Tag abspielen.
Auf einer immer mehr schrumpfenden Fläche - rund 70 Prozent des Gazastreifens sind nach Angaben der UN-Behörde OCHA vom israelischen Militär zu Sperrzonen sowie zu sogenannten Evakuierungszonen erklärt worden - bilden die Suppenküchen unter freiem Himmel für nahezu eine Million Menschen die einzige Chance, einmal am Tag etwas Warmes zu essen.
"Wir sterben langsam"
Doch die Bestände neigen sich nach übereinstimmenden Angaben der UN sowie der internationalen Hilfsorganisationen im Gazastreifen dramatisch dem Ende zu.
Vor der Essensausgabe in Chan Yunis kommt Niveen Abu Arar, eine Mutter von neun Kindern, nicht zum Zug. Sie konnte nichts bekommen. Mit ihrem leeren Topf in der Hand kehrt sie zu ihrem Zelt zurück. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagt sie: "Wir gingen hin und konnten nicht einmal eine Schale Reis für unsere Kinder finden, und ich kam mit Tränen in den Augen nach Hause und schrie. Wie lange wird das Leben noch so sein? Wir sterben langsam."
Statt Milch nur Wasser
Ihr jüngstes Kind, ein Mädchen, sitzt auf ihrem Schoss. Statt Milch füllt die Mutter Wasser in ein kleines Trinkfläschchen: "Meine kleine Tochter hat weder Milch noch Windeln. Wegen des Mangels an Nahrung ist sie unterernährt. Unsere Situation wird immer schlimmer. Seit der Hungersnot haben die Kinder wegen des Mangels an Nahrung an Gewicht verloren." Eine Zeltnachbarin kommt und reicht der Mutter ein Portion Reis.
Seit dem 2. März blockiert die israelische Regierung jegliche Lieferungen in den Gazastreifen - länger als diese Blockade von mehr als zwei Monaten hat noch nie eine Blockade angedauert. Solange die Hamas die Geiseln, von denen nach Worten von Premierminister Benjamin Netanjahu weniger als 24 am Leben sein sollen, nicht freilässt und sich an Hilfslieferungen bereichere, bleibe die Komplett-Blockade aufrecht.
Wiederaufnahme von Hilfslieferungen?
Anscheinend, so berichtet das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf zwei israelische und eine amerikanische Quelle, könnte es zu einer Wiederaufnahme der Hilfslieferungen kommen. Die amerikanische und israelische Regierung würden die Gründung einer internationalen Stiftung planen, die wiederum die Hilfslieferungen in den Gazastreifen bringen würde. Für die Verteilung der Güter solle eine private US-Firma zuständig sein, die auch die Sicherheit zu gewährleisten habe.
Bestätigt wird diese Meldung weder von Washington noch von Jerusalem.